Es ist eine richtig gute Nachricht: Jeder fünfte Deutsche macht Yoga – tut also Körper und Geist viel Gutes. Allerdings gibt es große Unterschiede, was die Qualifikation der Lehrenden betrifft. Die Ausbildung ist nicht einheitlich geregelt, und einige schwarze Schafe stehen der Querdenker-Szene nahe. Warum ist das so, und wie schützt man sich vor Geschwurbel und rechtem Gedankengut? Eine Checkliste.
Macht Yoga anfällig für rechte Esoterik und Verschwörungstheorien?
Das kann man nicht pauschal sagen. Millionen Menschen machen Yoga, viele einfach aus gesundheitlichen, auch sportlichen Gründen oder weil es gerade schick ist. Andere geraten über Yoga allerdings in seltsame Kreise, wie Matthias Pöhlmann beobachtet hat, Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Es kämen immer mehr Menschen in seine Beratung, die sich Sorgen um Angehörige machten: "Da ist die Ehefrau, die – vielleicht in der Lebensmitte, vielleicht wenn die Kinder aus dem Haus sind – zuerst einen Yogakurs besucht, dort eine Ernährungsreligion kennenlernt, vielleicht militanten Veganismus oder eine bestimmte Diät, und am Ende falsch abbiegt in Richtung verschwörungsideologischer oder rechter Szene. Man rutscht da so rein. Und die Familie ist oft erst spät alarmiert." Oder es komme vor, dass Menschen über Yoga in Abhängigkeit von einem selbst ernannten Guru geraten. So kann aus einem Yogalehrer für einzelne Menschen ein allwissender Lebenscoach werden, der sie manipuliert oder in Unmündigkeit führt.
Wo ist der Graubereich?
Matthias Pöhlmann spricht von conspirituality, das ist ein religionswissenschaftliches Kofferwort aus conspiracy (Verschwörung) und spirituality. Der gemeinsame Nenner: Man setzt seine persönliche Erfahrung über die Wissenschaft, bisweilen auch über die evidenzbasierte Medizin. Pöhlmann sieht eine "Allianz des Misstrauens": Man misstraut der Wissenschaft, den Medien, den Regierenden. Außerdem haben Esoterik, rechte Szene und einzelne Yogalehrer gemeinsam, dass sie nicht an Zufälle glauben. Da gilt der Umstand, dass im Yogakurs aus sieben möglichen Karten zufällig eine blaue Chakren-Karte gezogen wird, schon als Beweis, dass die Meinungsfreiheit in Deutschland gefährdet sei: weil die Farbe Blau für das Kehlkopf-Chakra steht. Chakren sind in der Vorstellung mancher Yogis Energiezentren im Körper. Im Yogakurs können sie helfen, sich auf eine bestimmte Körperregion zu konzentrieren – wie ein hilfreiches Bild. Aber es gibt für ihre Existenz keine wissenschaftlichen Beweise.
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