Leise surrt das E-Auto durch das Maisacher Moos bei München. Vorbei an goldbraunen Mahdhaufen und dürren Birken, die aus dem Wasser in den grauen Winterhimmel ragen. Schnurgerade Gräben der Moosbauern ziehen das Wasser aus dem feuchten Boden. Wasser, das ein funktionierendes Ökosystem Moor braucht, um CO₂ zu binden und so den Klimawandel zu bremsen.
Moorschützerin Elisabeth Göpfert hält an einem Wassergraben an und zeigt, wie weit der entwässerte Moorboden hier schon abgesackt ist. Mit bloßem Auge sichtbar für die Moorschützerin, nur eine vage Hypothese hingegen für die meisten Landwirte: Die nährstoffreiche, aber rasch schwindende Torfschicht wird den Ackerbau schon bald nicht mehr zulassen, den die Moorbauern noch darauf betreiben. Auch für die hiesigen Landwirte wäre es also höchste Zeit zum Umsteuern. Doch die Warnungen der Moorschützerin wollen im Maisacher Moos nur wenige hören.
"Warum tue ich mir das noch an?", fragt sich die 33-Jährige. Ihre Familie findet ihren Einsatz ohnehin schon zwanghaft: das vegane Essen, die umweltzertifizierten Holzmöbel, die viele Arbeit für wenig Geld. An schlechten Tagen macht sich eine düstere Stimmung in ihr breit: Wenn wir ohnehin auf den Abgrund zusteuern, warum dann noch dagegen ankämpfen? Das Handtuch werfen will sie nicht. Aber wirklich daran glauben, dass ihr Einsatz sich lohnt, kann sie auch nicht mehr.
"Aktivisten-Burn-out" ist noch wenig erforscht
Soll man trotzdem weitermachen – auch wenn die Hoffnungen und Ziele ihren Glanz verlieren? Wenn sich nicht nur Enttäuschung und Frust, sondern sogar Widerwillen einstellt? Diese Frage stellen sich viele Aktivistinnen und Aktivisten wieder und wieder. Für Psychologinnen ein Warnsignal, das man ernst nehmen sollte – um Burn-out-Erkrankungen vorzubeugen.
Das Phänomen "Aktivisten-Burn-out" ist noch wenig erforscht. Auf mindestens 10, je nach Definition sogar bis zu 50 Prozent schätzt der Sozialpsychologe Bert Klandermans den Anteil der Burn-out-Erfahrungen unter Gewerkschaftsaktivisten, die er untersucht hat. Auch als Erklärung für den nur verhaltenen Protest gegen die Wiederwahl des US-Präsidenten Donald Trump und dessen erratische Dekrete wird in Medien wie Politico oder der New York Times ein grassierender activist burn-out diskutiert.
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