Nahost
"Nie wieder schließt uns nicht mit ein"
Tarek Al-Zoughbi, christlich-palästinensischer Friedensaktivist aus Bethlehem, über innerpalästinensische Tabus, wachsende Gewalt, die Erosion christlicher Präsenz – und den Glauben an Frieden, auch wenn alles dagegenspricht
Geschlossene Fensterläden in einer Einkaufsstraße in der Nähe der Geburtskirche in Bethlehem.
Geschlossene Fensterläden in einer Einkaufsstraße in der Nähe der Geburtskirche in Bethlehem.
Wisam Hashlamoun / Anadolu / Getty Images
Magdalena GräfeDavid-Pirce Brill
25.06.2025
6Min

chrismon: Bethlehem hat inzwischen zwei Weihnachten und zwei Ostern ohne Feierlichkeiten erlebt – ohne Lichter, ohne Pilger, ohne Freude. Sie sind als palästinensischer Christ in Bethlehem geboren und aufgewachsen. Wie hat sich das Leben dort verändert?

Tarek Al-Zoughbi: Seit dem 7. Oktober 2023 ist das Leben in Bethlehem wie erstarrt. Die Straßen sind menschenleer. Der Krieg hält Hunderttausende Besucher fern – dabei ist der Tourismus unsere Lebensader. Ohne ihn liegt die Wirtschaft am Boden. Die Arbeitslosigkeit gehört zu den höchsten im Westjordanland. Die Menschen sind verzweifelt – sie wissen nicht mehr weiter.

Wie zeigt sich diese wachsende Verzweiflung im Alltag?

Die Menschen ziehen sich in sich zurück. Wer noch Arbeit hat, steht morgens auf, geht seiner Beschäftigung nach – und schließt abends die Tür zur Welt. Der soziale Zusammenhalt bröckelt. Und seit dem 7. Oktober beobachten wir einen Anstieg der Gewalt – in Bethlehem und anderswo. Fast jede Nacht sind israelische Soldaten in der Stadt. Razzien gab es schon immer, aber nicht so oft, nicht so gewalttätig. Aber auch die Kriminalität nimmt zu – kleine Diebstähle, Übergriffe.

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