Es gab eine Zeit, da haben sich Stefan Gröner und seine Ex-Frau nur noch Steine in den Weg gelegt. Wenn der Papa seinen Sohn Luca abholen wollte und zur vereinbarten Zeit vor der Tür stand, hatte der oft Besuch. "Luca spielte vergnügt mit dem Freund im Garten und mochte nicht mitkommen", so Gröner. Wieso musste der andere Junge ausgerechnet jetzt da sein?
Aber der Vater will fair bleiben, auch er war alles andere als ein Teamplayer. Empfand die Whatsapp-Nachrichten der Kindsmutter während seiner Arbeitszeit als Belästigung, sperrte einmal sogar ihren Kontakt. Ja, da war Wut, aber auch: Enttäuschung, Schmerz. Ein diffuser Mix, der manchmal sogar vor Luca nicht haltmachte.
Bei der Trennung war Luca drei. Ein kleiner Rabauke, der dem Papa in die Arme flog, wenn der von der Arbeit kam. Fußball, Skaten, Bobfahren – Gröner war ein "Spaßpapa". Und wäre das auch gern geblieben. Doch nachdem er ausgezogen war, fing Luca an, sich bei den Übergaben an die Mama zu drücken. Es gab Tränen, Geschrei. Und verzweifelte Bestechungsversuche des Vaters. "Lass uns Scooter fahren gehen", "Soll ich Burger machen?" – alles, damit Luca gern mitkam.
2021, da war Luca acht, beschloss Gröner, sich Hilfe zu holen. Er ging in eine Beratungsstelle, konnte das zum ersten Mal aussprechen: "Ich habe Angst, mein Kind zu verlieren, aber meiner früheren Frau scheint das egal zu sein." Die Beraterin sagte, sie wolle auch die andere Seite hören. Nach zwei Einzelterminen gab es ein Gespräch zu dritt: "Sie sind zwar kein Paar mehr, aber immer noch Eltern."
4 Wochen gratis testen, danach mit 10 € guten Journalismus und gute Projekte unterstützen.
Vierwöchentlich kündbar.
So funktioniert's
"Kinder im Blick" ist ein Kurs für getrennt lebende Eltern. Der Kurs wird seit 2021 auch online an- geboten. Beratungsstellen, die den Kurs anbieten, sind nach Postleitzahlen sortiert auf www.kinder-im-blick.de/fuer-eltern/beratungsstellen zu finden. Vor einer verbindlichen Zusage gibt es ein telefonisches Kennenlerngespräch. Eine Voraussetzung für die Kursteilnahme ist, dass eines der Kinder mindestens 3,5 Jahre alt ist. Ein Großteil der Rollenspiele eignet sich nicht für Eltern jüngerer Kinder. Mehr als 1500 Fachkräfte haben sich nach Eigenauskunft seit 2006 zu Kursleiter*innen qualifiziert. Über 300 Beratungsstellen bieten KiB mittlerweile bundesweit an. Auch in der Schweiz laufen KiB-Kurse. Dauer und Kosten der Kurse unterscheiden sich – je nach Beratungsstelle.