Vierzehn Kinder und vierzehn Erwachsene aus der Ukraine haben wir in unserem Heim in Michelsberg aufgenommen. Es sind fünf Familien, die älteste Frau ist 53 Jahre alt, sie ist dreifache Großmutter. Das jüngste Mitglied der Gruppe ist ein Neugeborenes; es ist auf dem Fluchtweg zur Welt gekommen. Wenn man flüchtet, geht es ja erst mal darum, irgendwo anzukommen, wo man sicher ist. Wo man ein Dach über dem Kopf hat und etwas zu essen; wo man sein Kind versorgen kann. Sind diese Grundbedürfnisse gedeckt, bleiben trotzdem die Fragen: Was macht mein Mann? Wann ist das alles zu Ende? Was finde ich danach zu Hause vor? Kann ich da weitermachen, wo ich aufgehört habe? Und wenn nicht, was mache ich hier vor Ort?
Die Flüchtlinge, die jetzt bei uns sind, werden erst mal hier bleiben, bis der Krieg beendet ist. Danach wollen sie wieder zurück. Aber wir wissen nicht, wann das sein wird. Morgen? Im nächsten Monat? Oder in zehn Jahren? "Und selbst wenn der Krieg bald vorbei ist", haben sie zu mir gesagt, "ist uns allen klar, dass wir Aufbauarbeit leisten müssen." Fünf bis zehn Jahre wird das dauern – bei allem, was kaputtgegangen ist. Eine Familie aus Odessa ist dabei und bei denen ist alles zerstört.
So gesehen müssen wir langfristig denken, die Leute werden schon eine Weile bei uns sein. Nur: Sie sprechen unsere Sprache nicht. Allein mit ein paar jüngeren Frauen, die darunter sind, können wir uns auf Englisch verständigen. Firmen vor Ort in der Gegend von Hermannstadt bieten den Flüchtlingen momentan zwar Arbeit an; aber in ihrer Heimat haben sie vielleicht etwas ganz anderes gemacht. Und was ist mit der Kinderbetreuung?
Bettina Kenst
Wir als kirchliches Haus müssen das alles auch finanzieren. Deshalb versuche ich jetzt, uns lokal zu vernetzen, um herauszufinden: Was ist wo und mit wem möglich? Ich suche nach einer Art von Beschäftigung, dass wir etwas gemeinsam machen, Tagesausflüge oder Handarbeiten. So dass die Frauen zum Beispiel zweimal in der Woche zusammensitzen und eine sinnvolle Aufgabe haben. Sonst dreht sich alles um die Sorgen.
Die älteren Frauen weinen viel. Manche von den jüngeren sind gerade 20 Jahre alt, die stehen am Anfang ihres Lebens. Denen ist womöglich selbst noch gar nicht richtig bewusst, was das alles bedeutet. Ich glaube schon, dass die Flüchtlinge Begleitung bräuchten, und zwar von jemandem, der ihre Sprache spricht. Ich kann kein Ukrainisch, wir helfen uns mit der Übersetzungsapp; ich rede mit Händen und Füßen und – ich umarme sie. Das ist das Einzige, was ich einfach so machen kann.
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