Dieser Hafen ist riesig, er erstreckt sich über 42 Kilometer. Morgens melden wir uns per App bei den Schiffen an und fahren dann mit dem Auto los. Ist nicht immer so einfach, sich zu orientieren, der Hafen wandelt sich ständig. Hier eine neue Straße, da eine neue Kaianlage. Rohöl, Kohle, Obst, Kleidung, Möbel - im vergangenen Jahr wurden hier pro Tag 1,2 Millionen Tonnen umgeschlagen.
Freiwillige in Rotterdam
Am Terminal angekommen laufen wir zu Fuß weiter, mit Helm und Sicherheitskleidung. Von dem Schiff kommt schon ein Hallo, bevor wir überhaupt die Gangway betreten. Ein Filipino im orangefarbenen Anzug grinste neulich über die Reling. Er sah fröhlich aus, aber der Schein trügt oft. Das Arbeiten und Leben an Bord ist hart und einsam. Viele Seeleute sind bis zu neun Monate auf dem Schiff, ohne Unterbrechung. Der Kontakt nach Hause ist für sie extrem wichtig. Wir besorgen ihnen SIM-Karten für das Handy und helfen auch mit anderen Dingen.
Landgang für einen Anzug
Neulich gingen wir für einen Koch aus dem portugiesischsprachigen Kap Verde einkaufen. Er hat uns seine Einkaufsliste aufs Handy gesprochen, weil er nicht schreiben kann. Wir liefen mit seiner Sprachnachricht durch die Lebensmittelläden, bis wir einen Portugiesen trafen, der verstand, was er benötigte. Im multikulturellen Rotterdam finden sich viele Landsleute und auch die passenden Geschäfte.
Wenn Landgang überhaupt möglich ist, nehmen wir einzelne Seeleute auch mal mit in die Stadt. Der Koch brauchte noch einen Anzug für eine Hochzeit. Wir berieten ihn bei der Auswahl. Er nahm ein Hemd in Blau, eine Fliege in Rot und einen Anzug in strahlendem Weiß. Die Seemannsmission ist bei den Crews auf den Schiffen sehr willkommen. Den Seeleuten tut jede kleine Abwechslung gut, besonders, wenn Zeit zum Reden ist. Zum Abschied heißt es häufig: "Pray for me - Bete für mich!"