Der unmotivierte Kommilitone
Der unmotivierte Kommilitone
Kati Szilagyi
Der unmotivierte Kommilitone
Stefanie Schardien, Pfarrerin in Fürth und "Wort zum Sonntag"-Sprecherin, beantwortet für chrismon jeden Monat kniffelige Lebensfragen.
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28.04.2021

Jan aus Heidelberg fragt:

"Im Studium läuft alles digital, auch die Gruppenarbeiten. Es gab schon immer die ein, zwei, die ganz viel machen, andere rotzen es halt so hin. Aber digital ist es viel schwerer, die Trittbrettfahrer in den Hintern zu treten. Die Note gibt’s für die Gruppe. Ich bin ein Vertreter, der alles gut machen will. Die ‚Reicht gerade so‘-Typen nerven mich! Wie kann ich sie motivieren?"

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Stefanie Schardien

Stefanie Schardien wurde 1976 in Dortmund geboren und wuchs in der Herzlichkeit des Ruhrgebiets auf. Studium und Beruf führten sie an mehrere Orte: nach Heidelberg, Toronto und Bochum, zum Vikariat nach Hattingen/Ruhr, mit einer Juniorprofessur für Systematische Theologie an die Universität Hildesheim und als Kindergottesdienstpfarrerin nach Nürnberg Als Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern arbeitet sie seit 2016 im Team der Kirchengemeinde St. Michael in der Fürther Altstadt. Für Stefanie Schardien verbinden sich an diesem Ort die besten Eigenschaften von "Citykirche und Dorfgemeinde": "Die Gemeinde hat einen fröhlichen weiten Geist, der viel Kreativität ermöglicht; und gleichzeitig kennt man sich und kümmert sich umeinander." Den Sinn ihrer Arbeit sieht sie darin, gemeinsam den religiösen Fragen nachzugehen und die Antwortversuche des Glaubens zu übersetzen. Und dabei immer wieder auch von der christlichen Freiheit zu erzählen. "Denn die kann es mit all der Angst aufnehmen, die im Moment geschürt wird." Schardien ist überzeugt, dass viele Menschen großes Interesse an Themen haben, mit denen sich Theologie und Kirche beschäftigen. Darum verlässt sie auch gern einmal die Kirchenmauern: Seit langem ist sie für das Radio tätig, aktuell mit Evangelischen Morgenfeiern auf BR 1, und engagiert sich als Präsidiumsmitglied beim Deutschen Evangelischen Kirchentag.

Stefanie Schardien antwortet:

Die Deutungshoheit hatten oft die Lässigen – so erinnere ich das aus der Schulzeit. Sie erklärten Lernen für überflüssig, belächelten wissend alle, die es anders machten. Wer sie dann im notwendigen Moment nicht abschreiben ließ, galt als unsolidarischer Streber und unkollegiale Spießerin. Sie würden dieser Einordnung nach wohl zu dieser letzten Kategorie gehören. Auf den ersten Blick können Sie sich nur zwischen zwei für Sie unangenehmen Optionen entscheiden: Treiben Sie die anderen zur Arbeit an, wird die Gruppe Sie das Image des nervigen Strebers spüren lassen. Nehmen Sie als freundlicher Kollege den mittelmäßigen Arbeitseifer der Trittbrettfahrer hin, leiden Sie unter der schlechten und ungerechten Benotung. Es lohnt aber ein ­zweiter Blick: Wie wäre es, Sie befreiten sich aus der Zwick­mühle? Erkundigen Sie sich bei den Profs, wie unter den derzeitigen Bedingungen individuelle Benotungen in Gruppenarbeiten möglich sind. Oder noch besser: Bilden Sie Arbeitsgruppen mit den Gleichgesinnten. Das steigert die Zufriedenheit – Ihre und letztlich auch die derjenigen, die sich von Ihnen nicht gestresst fühlen. Und wer weiß, ob Ihre guten Gruppenergebnisse am Ende nicht die beste Motivation für die anderen sind, sich bei nächsten gemeinsamen Arbeiten mehr ins Zeug zu legen?

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