Sucht - "Ich hab’ das unter Kontrolle!"
"Erst als ich total am Ende war, wusste ich, dass es so nicht weitergehen kann."
Judith Neuling
Alkoholismus
"Ich hab’ das unter Kontrolle!"
Alkoholsucht beginnt schleichend. Das macht sie so gefährlich. Maria Zeidler weiß das jetzt auch, in der Rückschau
Judith NeulingPrivat
11.01.2021
11Min

Es gab einen Punkt, da ging gar nichts mehr. Maria Zeidler* war oft zu schwach, um einzukaufen, um die Treppe im Haus hoch und runter zu laufen, wo sie eine Mietwohnung im ­zweiten Stock hat. Sie aß wenig, litt unter Durchfällen. Dazu immer wieder Kribbeln in den Beinen, Taubheitsgefühle, die Symptome einer Nervenkrankheit. Sie kümmerte sich nicht um ihren Haushalt, ließ schmutzige Teller und Gläser rumstehen. Sie sah kaum noch Leute, zog sich in sich selbst zurück, nur dass dieses Selbst keinen Halt mehr gab.

"Meine Söhne haben die Reißleine gezogen und mich zu meinem Hausarzt geschleppt", sagt die 68-Jährige. Der Arzt stellte die Diagnose: Alko­holismus und Depressionen. Er riet zu einem Entzug, so schnell wie möglich. Drei Wochen dauerte der Entzug in einer Hamburger Klinik, das war im Februar 2018. "Der Alkohol wurde ­sofort auf null gesetzt, es ging mir körperlich von Tag zu Tag besser. Da war nicht mehr dieser verdammte Druck zu trinken, der mich so fertiggemacht hatte, weil ich kaum noch an etwas anderes denken konnte. Ich war selbst erstaunt, dass es mir so leicht fiel." Seit mehr als zwei Jahren ist sie trocken.

Maria Zeidler hat rot gefärbte Haare und eine tiefe Stimme. Sie lacht gern, manchmal muss sie husten, das sind die Zigaretten. Noch so eine Baustelle in ihrem Leben, die sie irgendwann angehen will. Nach dem Entzug hat sie deutlich zugenommen, den ­Alkohol durch Vollmilchschokolade ersetzt. Eine vergleichsweise harmlose Droge, findet sie – "lieber eine Tafel Schoki als drei Gläser Wein".

Wie konnte ihr das passieren?

Die Hamburgerin wohnt schon lange in diesem ruhigen Viertel nicht weit vom Stadtzentrum, ein Backsteinhaus aus den 50er Jahren, um die Ecke ein Kanal, der zu Spaziergängen einlädt. Ihre Dreizimmerwohnung mit den Holzdielen ist gemütlich, hier wohnt sie allein, seit ihr Mann vor zehn Jahren gestorben ist. Mit dem ersten Mann, dem Vater ihrer beiden Söhne, hat sie keinen Kontakt.
Wie hatte es so weit kommen ­können, dass der Alkohol die Kontrolle über ihr Leben übernahm? Eine gestandene Frau, die viele Jahre in ihrer Firma Betriebsrätin gewesen war.

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"Ich habe lange nicht gewusst, dass ich abhängig bin. Ich war nie betrunken, habe immer Mengen konsumiert, die ich als moderat empfunden habe. Ein, zwei Gläser Wein am Tag, ein Glas Wodka als Absacker vor dem Schlafengehen, manchmal auch zwei. Man hat mir das Trinken nicht angemerkt", sagt Maria Zeidler. "Erst ein paar Wochen vor dem Entzug, als ich körperlich total am ­Ende war, wusste ich, dass es so nicht weitergehen kann. Ich war nur noch erschöpft."

Alkohol half gegen die Traurigkeit

Als ihr Mann überraschend starb, stand sie erst mal unter Schock. ­Zitterte oft am ganzen Körper. Drei Monate war sie krankgeschrieben. Was ihr zuverlässig half, war der Alkohol, auf ihn konnte sie zählen: gegen die Anspannung, die Traurigkeit, gegen den Zwang, funktionieren und viel organisieren zu müssen. Es wurde durchaus mal ein Liter Wein am Tag. Nach drei Monaten war sie froh, wieder zu arbeiten, den geregelten Alltag zurückzuhaben. Doch der Alkohol blieb. Bei der Arbeit war sie nüchtern, abends trank sie, allein. Wein, Schnaps, meist beides.

"Wenn ich mich erinnere, dann weiß ich: an dem Punkt will ich nie wieder sein"

Früher, da gab es immer mal ­Phasen in ihrem Leben, in ­denen sie gar nicht getrunken hat. Zum Beispiel, als sie ­ihre "wilde Zeit" auf dem Kiez hinter sich und keine Lust mehr auf Alkohol ­hatte. Später hat sie wieder ge­trunken, aber in Maßen und in ­Gesellschaft. Etwa in ihrer Firma, in der sie 30 Jahre in der wissenschaftlichen Forschung tätig war, das berühmte Freitagmittag-­Sektchen. Da konnten es bei ihr durchaus auch zwei Gläser werden. Oder drei. In Gesellschaft macht es mehr Spaß. "Man verliert schnell die Unschuld gegenüber dem Alkohol", sagt sie.

Der feste Tagesablauf fiel weg

2017 ging Maria Zeidler in Rente. Die Diplom-Psychologin hatte immer gern gearbeitet. Jetzt war sie 65, der feste Tagesablauf war weg, die soziale Kontrolle fehlte. Sie hatte das Gefühl, ausgesondert worden zu sein, keiner brauchte sie, die Betriebsrätin war nicht mehr gefragt. Sie hatte versucht, sich ein Ehrenamt zu organi­sieren, überlegt, sich politisch zu enga­gieren, noch vor der Verrentung. Aber sie ­hatte nichts Passendes gefunden, wollte abwarten. Freundinnen? Hatte sie kaum. Sie sei immer eine Einzelgängerin gewesen, meint sie.

Dann, im Winter nach der Verrentung, hatte sie zu nichts mehr Lust. Ein depressiver Schub. Sie musste sich zwingen, vor die Tür zu gehen, die Stunden zogen sich. Schon am Vormittag begann sie jetzt zu ­trinken, oft wurden es ein Liter Wein und ­eine Viertelflasche Wodka pro Tag, die billige Sorte, ihre Rente ist nicht hoch. Danach mochte sie nicht mehr rausgehen, mit ihrer Alkoholfahne.

Also blieb sie immer öfter in der Wohnung, ein Teufelskreis. Wenn sie am Vormittag trank, "war auch ein bisschen Trotz im Spiel", sagt sie. "Ich dachte, mich sieht ja eh keiner, es kommt keiner vorbei. Ich hatte keinen Abstand zu dem, was ich machte, ich war gleichgültig. Es gab nichts, das ich dem entgegensetzen konnte." Sie war im freien Fall.

Sie schickte den Nachbar los

Sie wollte nicht als notorische Trinkerin erkannt werden. Deshalb kaufte sie den Alkohol mal hier, mal dort. Besonders mochte sie die Liköre, die es für 99 Cent an der Supermarktkasse gibt, oder die Sahneliköre von Baileys. Auch einen Nachbarn hat sie losgeschickt. Der ihr irgendwann klipp und klar sagte, er wolle ihre Sucht nicht mehr unterstützen. "Ich fand es schon grenzwertig, dass ich andere Leute bat, mir Alkohol zu kaufen. Oder dass ich mir den Stoff beim Lieferservice des Supermarktes bestellte."

Trotzdem hat sie sich ­keine Hilfe gesucht. Nicht mit Freundinnen, mit der Familie gesprochen, auch aus Scham. Sie wollte nicht, dass andere sie so abhängig, so bedürftig sahen. Ihr Selbstbild hatte Kratzer ­be­kommen. Auch heute spricht sie nicht gern darüber, wie sie die Achtung vor sich selbst verloren hat. Denn schließlich war der Alkohol auch ein Angriff auf ihre Unabhängigkeit, die ihr immer so wichtig war.

Die Sucht verstecken

Nicht auffallen wollen, die Sucht verstecken – vielen Frauen, die Alkoholikerinnen geworden sind, geht das so. "Bei Frauen ist das gesellschaftliche Stigma größer als bei Männern, ihre Sucht gilt als peinlicher", sagt der Suchtforscher Jürgen Rehm von der Technischen Universität Dresden. Warum das so ist? "Von Männern wird eher erwartet, dass sie trinken, der Alkohol gehört zur klassischen Männerrolle, hat den Beigeschmack von Kumpanei. Männer greifen eher in der Gruppe zur Flasche, während Frauen häufiger allein trinken. Das Trinken allein ist stärker stigmatisiert, denn es geht oft mit Einsamkeit Hand in Hand."

Auch Maria Zeidler hat meist allein getrunken. Sonntags kam ihr älterer Sohn ­Clemens vorbei, mit seinen beiden ­kleinen Töchtern. Er war entsetzt über das Chaos in der Wohnung, machte erst mal Ordnung. Auch ­deshalb, ­damit sich die Enkelkinder nicht vor der Oma erschrecken. Einmal, ­morgens, fand er, dass seine Mutter sehr un­gekämmt aussah. Nach dem Duschen hatte sie die Haare an der Luft ­trocknen lassen und sah ent­sprechend strubbelig aus. Kurzerhand ging eine der Enkelinnen ins Bad, ­holte einen Kamm und begann, die Oma zu kämmen. "Sie wollte ­etwas tun, ­damit ich manierlich aus­sehe", sagt Maria Zeidler und lacht. Im Nachhinein ist es ihr unendlich peinlich, dass sie sich so hat gehen lassen.

Die Söhne machen Druck

Schließlich drängten die Söhne auf einen Entzug. Er sei hilflos gewesen, erzählt Clemens, wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Deshalb hatte er sich von der Betriebs­psychologin seiner Firma beraten lassen. Sie riet zu einem Entzug. Sein Bruder Daniel hat sich mit einem Freund ­beraten, der selbst einmal alkoholkrank war. Warum haben sie ihre Mutter nicht eher gedrängt? Clemens Zeidler, der als IT-Manager stark eingespannt ist, meint, seine Mutter habe ihre Probleme immer am liebsten für sich ausgefochten. "Sie war stolz auf ihre Unabhängigkeit. Für mich war es ein schmaler Grat zwischen Sorge ­zeigen und sich einmischen."

"Vor der Therapie hätte ich das nicht geschafft"

Eines Tages aber war für ihn ­eine Grenze überschritten: Seine Mutter konnte nicht wie verabredet zu einer Trauerfeier im ­Familienkreis kommen, sie war wegen ihrer Sucht körperlich zu erschöpft. "Als mir klar wurde, dass meine Mutter alkoholkrank ist, war das für mich eine Katastrophe. Es ­wäre für mich als Vater ein No-Go ge­wesen, meine Kinder in der Obhut eines ­Menschen zu lassen, der nicht Herr seiner Lage ist." Der Entschluss, die Mutter zur Therapie zu überreden, gehörte, wie er meint, zu den schwersten Entscheidungen seines Lebens. Aber er hat es auch für seine Kinder getan, damit der Kontakt zur Oma nicht abreißt. "Ich war dann positiv überrascht, wie engagiert sie sich um die Entgiftung und Therapie gekümmert hat."

Jetzt trinkt sie Kakao als Absacker

"Die wenigsten Menschen, die alko­holabhängig sind, gehen in Behandlung, und wenn, dann relativ spät", sagt Suchtforscher Jürgen Rehm. Für eine Studie haben er und sein Team Alkoholabhängige nach ihrem Suchtverhalten befragt. "Viele von ihnen sagen: Ich trinke vielleicht etwas zu viel, aber ich habe das voll unter Kontrolle. Frauen sind in der Hinsicht nicht ehrlicher als Männer, auch sie haben die Gefahren ihres Konsums komplett geleugnet. Irgendwann kann es dann sehr schnell gehen, und die Betroffenen bauen körperlich enorm ab." Gerade weil die Alkoholkrankheit schleichend beginnt, sei sie so gefährlich und könne jeden treffen, weiß Rehm. Maria Zeidler weiß das auch, aber erst in der Rückschau.

Lesen Sie hier eine weitere Reportage der Autorin über Kontaktabbruch in der Familie: Wenn Kinder ihre Eltern verlassen

Nach dem Entzug hat sie insgesamt 18 Monate eine ambulante Reha ­gemacht. Und jeden Tag ein ­bisschen Autonomie zurückgewonnen. Das heißt: Sie hat gelernt, mit dem verdammten "Suchtdruck" – wie es in der Therapie heißt – umzugehen: wenn sie nur noch an Alkohol denken kann, daran, wie entspannt sie sich nach ein, zwei Gläsern fühlt. Ein Druck, der normalerweise zwischen einer Minute und einer halben ­Stunde dauert, dann ist es vorbei. Sie hat die Sofortmaßnahmen aus der Reha angewandt: Wasser oder Saft trinken. Jemanden anrufen, reden, und am Ende des Telefonats ist der Druck meist weg. Am Abend den gewohnten alkoholischen Absacker durch einen süßen Kakao ersetzen.

Sie muss sich nur erinnern, wie schlecht es ihr ging

Ihr stärkstes Werkzeug aber ist ihr Kopf. "Wenn ich mich daran erinnere, wie schlecht es mir vor dem Entzug ging, weiß ich: Da will ich nie wieder hin. Ich stelle mir bildlich sehr genau vor, wie es war, als ich mich körperlich so schwach gefühlt habe, dass ich im Haus kaum noch die Treppe runter 
kam, meine Wohnung nicht mehr pu­tzen konnte. Mein Kopf ist mein Schutz – das habe ich in der Reha ­gelernt."

Der Lernprozess war langwierig. Auch mit Ängsten hatte sie zu kämpfen: Sie befürchtete, jetzt sei nur noch Verzicht angesagt. Verzicht auf all das, was ihr der Alkohol kurzfristig gegeben hat: Gelassenheit, Genuss, die Möglichkeit, Stress und Frust schnell abzubauen. Was passiert, wenn die gewohnte Wunderwaffe fehlt? Die Rentnerin lernte, dass man Spaß und Genuss auch ohne Alkohol haben kann, etwa bei einem Grill­abend, gemeinsam mit Leuten aus ihrer Selbsthilfegruppe.

Sich bewusst etwas Gutes tun

Sie lernte, dass es hilft, sich selbst besser wahrzunehmen, sich bewusst etwas Gutes zu tun. Zum Beispiel mit einem ­Cappuccino im Straßencafé. Und sie lernte, dass es schön sein kann, Hilfe von anderen Menschen anzunehmen, dass man die eigene Wohnung nicht im Alleingang renovieren muss. Auch wenn es einem unendlich schwerfällt, um Hilfe zu bitten. Sie lernte, dass sie für jeden Schritt, den sie machte, ­etwas zurückbekam.

Auch ihre Würde, meint Maria Zeidler, habe sie zurückbekommen. Die häufig stark angekratzt war, ­etwa wenn sie ihren Nachbarn losgeschickt hatte, um Alkohol zu kaufen. Zwar sind die dunklen Gefühle nicht verschwunden, gelegentlich fühlt sie sich allein und antriebslos. Aber sie braucht den Umweg über den Alkohol nicht mehr. Der die Illusion vermittelt, er könne die Depressionen aushebeln. In Wirklichkeit hatte Maria Zeidler der einen Last, der Depression, nur eine weitere, den Alkohol, hinzugefügt.

Kein behütetes Elternhaus

"Depressionen sind in Deutschland bei Frauen die häufigste psychische Erkrankung", sagt Jürgen Rehm. "Einsamkeit, Verrentung, der Tod des Partners oder guter Freunde sind bei älteren Frauen typische Faktoren, die zu einer Depression führen ­können. Wenn jemand starke depressive ­Symptome hat oder eine manifeste Depression, ist die Wahrscheinlichkeit dreimal so hoch, alkoholkrank zu werden. Der Alkohol wird als ­Mittel eingesetzt, um mit der Depression ­fertig zu werden. Umso schwieriger ist es, davon loszukommen."

Es war kein behütendes Elternhaus, in dem Maria Zeidler aufgewachsen ist. Der Vater war Krankenpfleger und das Geld ständig knapp. Von beiden ­Eltern wurde Maria geschlagen, oft grün und blau, die Ehe der Eltern war "grottig", sagt sie, voller Spannungen. Durch die Schläge sei sie rebellisch ge­worden, "weil ich mich ständig behaupten musste". Möglich, dass darum ihr Wunsch nach Unabhängigkeit, die Neigung, die Dinge allein schaffen zu wollen, später so stark geworden ist.

Kleine Schritte

Maria Zeidler weiß, dass der ­Alkohol eine Krankheit ist, die sie bis zum Ende ihres Lebens begleitet. Und dass es verdammt gefährlich ist, an Silvester "einfach mal" ein Glas Sekt zu trinken. "Man darf bloß nicht arrogant werden und denken: Ich bin stärker als der Alkohol. Das stimmt leider nicht, ich bin nicht der Goliath." Einige aus der Selbsthilfegruppe sind rückfällig geworden. Sie sieht, wie schnell das passieren kann, sie ist gewarnt. Ihr Sohn Clemens geht davon aus, dass seine Mutter "die Sucht im Griff" hat, wie er meint. Aber eben das ist harte Arbeit, die ihr keiner abnehmen kann. Sie habe einen starken Willen, sagt sie, das hilft.

Die Rentnerin denkt in kleinen Schritten. Sie hat sich nicht vorgenommen, ihr ganzes Leben nie wieder zu trinken, sondern plant Tag für Tag. "Ich sage mir: Heute trinke ich nicht. Wenn ich abends ins Bett gehe, kann ich mich auch mal loben: Du hattest heute zwar Frust, die Elektrik in der Küche ist zusammengebrochen, die Waschmaschine geht nicht mehr, aber trotzdem hast du nicht an Schnaps gedacht." Clemens beobachte sie mit Argusaugen, meint sie, schaut, ob die Wohnung dreckig ist und ob das ein Zeichen sein könnte – dafür, dass sie wieder zu trinken begonnen hat. Sie will ihre Söhne nicht enttäuschen. Vor allem nicht sich selbst.

Manchmal stellt sie sich auf die Probe

Maria Zeidler weiß, dass sie dazu neigt, sich hängen zu lassen. Deshalb hat sie mit sich selbst einen ­Deal geschlossen: einmal am Tag die Wohnung zu verlassen. Seit kurzem engagiert sie sich bei den "Omas ­gegen rechts". Geht zu Demos, zu Schulungen, wo sie lernt, als "Stammtisch-Kämpferin" mit verbohrten Rechten und deren Beschimpfungen umzugehen. Jeden Sonntag kommt eine ihrer Enkelinnen zu Besuch, sie essen gemeinsam Kuchen, gehen ins Kino, das macht sie froh. Wenn sie ehemalige Arbeitskollegen trifft und von ihrer Sucht erzählt, sind die meisten "total überrascht", sagt Maria Zeidler. "Heute kann ich mein Alkoholproblem zugeben, vor der Therapie hätte ich das nicht geschafft."

Manchmal stellt sie sich ganz bewusst auf die Probe. Dann geht sie zu Karstadt und schaut sich die Regale mit den Likören und den mit Alkohol gefüllten Schokoladen an, die Auswahl ist groß. Sie will testen, inwieweit sie noch anfällig ist. Bislang können ihr die Liköre nichts anhaben. Auch nicht die für 99 Cent direkt an der Kasse.

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