Andererseits - Den AfD-Politiker ausladen?
Kati Szilagyi
Gastfreundschaft
Den AfD-Politiker ausladen?
Der frühere Mitschüler entpuppt sich bei einem Besuch als AfD-Politiker. Und jetzt? Am liebsten würden die Gastgeber ihn vor die Tür setzen
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Aktualisiert am 14.09.2024
2Min

Manfred P., aus Frankfurt fragt:

"Neulich hat sich bei mir ein früherer Mitschüler gemeldet, Daniel. Er sei auf der Durchreise, ob er übernachten dürfe? Sicher! Daniel kommt allein vorbei. Meine Frau Irene setzt sich dazu, schnell geht es um schwierige Themen, Islam, Integration, angebliche Sprechverbote. Irgendwann will Daniel etwas aus dem Auto ­holen, Irene begleitet ihn. Im Wagen liegen AfD-Plakate. Schließlich gehen alle zu Bett, meine Frau und ich können kaum schlafen. Wir recherchieren im Internet und finden menschenverachtende Facebook-Einträge von Daniel. Am liebsten würden wir ihn bitten, noch vor dem Frühstück zu gehen."

Stefanie Schardien antwortet:

Natürlich ist es allein meine ­Entscheidung, wer mit mir unter meinem Dach frühstückt. Aber mittlerweile schwingt da noch eine andere Frage mit: Wie kann man klug umgehen mit Menschen, die rechte Sprüche klopfen? Pfadfinder in meiner früheren Gemeinde hatten ein ähnliches Problem, als ein langjähriges Mitglied mit AfD-­Aufkleber auf dem Auto vorfuhr. Nach einem ernsten Gespräch der Leiter über den Wider­spruch dieser politischen Gesinnung zu Toleranz, Nächstenliebe und Gemeinschaftssinn der Pfadfinderschaft war zumindest der Auf­kleber verschwunden. Doch klar blieb die Unsicherheit groß. Schnell befeuert man ja den Opfer­mythos. Sie könnten trotzdem versuchen, dem AfD-­Politiker ein Vorbild zu sein. I­ndem Sie etwa zeigen, was ­Gastfreundschaft gegenüber "Fremden" bedeutet. Oder indem Sie ohne Polemik mit Fakten ­argumentieren. Denn es ist in diesen Zeiten gut nachvollziehbar, dass Sie klar Position be­ziehen und eine Konfrontation nicht scheuen wollen.

Aber ­Ihnen geht es nicht gut mit diesem Gast, das ist nicht zu unterschätzen! Und welchen Nutzen hat es, die ­Diskussion beim Frühstück fortzuführen? Leider zeigt die Erfahrung, dass AfD-Vertreter kaum an ernsthaften Diskussionen über ihr Weltbild inter­essiert sind. Also gilt für den konkreten Fall: Ich muss nicht, aber ich darf jemandem mein gutes Frühstück ver­weigern, der umgekehrt ja vieles von dem zurückweist, das mir wichtig ist.

Dieser Beitrag erschien erstmals am 23.03.2020.