Eine Kette aus Lebenszeichen umgibt Pharao Sethos I. (13. Jh. v. Chr.). Die Kette symbolisiert Wasser. Die Reichsgötter Seth (links) und Horus gießen es aus Kelchen über den Pharao. Horus sagt: "Ich habe dich gereinigt mit Leben und Kraft, damit deine Lebensdauer der des Sonnengottes gleiche."
Thomas Staubli
Das Relief aus dem großen Amuntempel von Karnak zeigt: Schon ein ägyptischer Pharao erlebte in den Riten, die er zu durchlaufen hatte, diesen Moment des Eintauchens ins Wasser. Er ist verbunden mit dem Gefühl, gereinigt und gekräftigt zu werden. Zur DNA der Taufe gehören also auch heidnische Traditionen.
Achteckige Taufsteine erinnern an die Beschneidung
Alte Baptisterien und Taufsteine sind oft achteckig, weil Kinder früher oft an ihrem achten Lebenstag getauft und jüdische Jungen am achten Tag beschnitten wurden. Der achte Tag markiert einen Neuanfang, weil er der erste Tag der neuen Woche im Leben jedes Kindes ist. Der Apostel Paulus verbindet die Taufe (Galaterbrief 3,27 – 28) mit einem Ethos der Egalität: Für Menschen, die Christus "angezogen" haben wie ein Taufgewand, würden Volks-, Klassen- und Geschlechtszugehörigkeit keine Rolle mehr spielen.
"Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus." (Galater 3,27-28)