Zurzeit glänzt die Stadt noch mehr als sonst. Unsere Kirche steht an der Prachtstraße Newski-Prospekt, dort hängen Leuchtgirlanden, alle Schaufenster sind geschmückt. Aber auch in meinem Wohngebiet fernab vom Zentrum ist es hell und aufgeräumt, das freut mich. St. Petersburg wächst ständig, dabei wird vielerorts die Infrastruktur verbessert, entstehen Gehwege und Spielplätze.
Weit draußen baut man ganz neue Stadtviertel. Die Petersburger sind stolz auf ihre "Megapolis", so nennen sie sie oft. Und auch "Kulturhauptstadt". Viele russische Touristen kommen hierher. Und besuchen auch die Orgelkonzerte in unserer frisch renovierten Petrikirche − der größten evangelischen Kirche in Russland. Die Orgel ist hier ein seltenes Instrument, in orthodoxen Kirchen gibt es sie nicht.
Michael Schwarzkopf
Licht und Klang − beides bietet St. Petersburg reichlich. Und beides braucht man wohl, um mit der leidvollen Geschichte umzugehen. Von September 1941 bis Januar 1944 schloss die deutsche Wehrmacht die Stadt, die damals noch Leningrad hieß, ein, um die Bevölkerung auszuhungern. Über eine Million Menschen starben. Am 27. Januar 2019 ist das Ende der Blockade 75 Jahre her. Gemeinsam mit vielen Vertretern der Stadt wird auch unsere Gemeinde Blumen auf dem Piskarjowskoje-Friedhof niederlegen. Der ehemalige Stadtfriedhof ist die zentrale Gedenkstätte für die Opfer. So fängt das neue Jahr hier in St. Petersburg mit einer bitteren, aber auch festlichen Erinnerung an.
Dieses besondere Jubiläum führt mir wieder vor Augen, wie wichtig Frieden und Verständigung zwischen Völkern sind. Wir werden auch 2019 die Kirchentüren aufmachen und zu Begegnungen einladen. Möge das neue Jahr gesegnet sein.