Ja, meine Gastmutter hat ein Handy. Und ihr vierjähriger Sohn schaut gerne Musikvideos darauf. Das finden viele Touristen komisch. Sie besuchen ein indigenes Dorf mitten im Regenwald, das nur zu Fuß oder mit Boot zu erreichen ist. Die 250 Einwohner gehören zum Volk der Bribri und leben hier nach alten Traditionen, im Einklang mit der Natur. Ihre Stelzenhütten sind aus Holz gebaut. Bananen, Kakao, Maniok und Zitrusfrüchte wachsen ohne Chemie. Teile des Waldes gelten als heilig und dürfen zu bestimmten Zeiten nicht betreten werden. Es heißt, ihre Zerstörung führe zum Weltuntergang.
Paul Scheytt
Die Dorfbewohner versuchen, ihre
Kultur zu erhalten. 1992 gründeten Frauen eine Kooperative und begannen mit organischem Obst- und Gemüseanbau und Tourismus. Sie können heute bis zu 60 Besucher unterbringen, ihnen zeigen, wie sie wohnen, kochen, woran sie glauben. 2017 waren etwa 1400 Touristen hier. Alle beteiligten Einwohnerinnen und Einwohner verdienen dabei, so dass die
Männer nicht als Wanderarbeiter auf großen Plantagen arbeiten müssen.
Die Besucher sind sehr beeindruckt von Yorkín. Und stellen viele Fragen: "Haben die hier Strom?" Viele Familien ja, dank Benzingeneratoren und Solarpanelen. "Wie kommunizierst du mit deinen Eltern?" Per E-Mail. "Aber Fernseher gibt’s hier nicht, oder?" Doch, einige wenige.
Manche Touristen sind enttäuscht, wenn sie Motorsägen oder Waschmaschinen sehen. Es stört ihr Bild vom ursprünglichen Leben. Die Einwohner
tragen auch keine traditionelle Kleidung mehr, sondern ropa americana, gebrauchte Kleider aus den USA. Und sie kaufen immer mehr Nahrungsmittel dazu: Reis, Bohnen, Milchpulver
oder Maggi-Suppen.
Kann man den Bribri vorwerfen, dass ihr Konsumverhalten unserem immer ähnlicher wird? Und: Welchen
Preis zahlen sie dafür? Mein Gastonkel sagt, vor zehn Jahren habe es im Fluss kein einziges Stück Plastik gegeben. Heute landen leere Batterien in den Bächen, die von den Dörfern zum Fluss führen. Jener Onkel erzählt auch, von 24 Bribri-Dörfern auf dieser Seite Costa Ricas hätten sieben ihre Kultur größtenteils verloren, 16 seien sehr ursprünglich geblieben. Yorkín liege dazwischen, sei aber auf einem schlechten Weg.