Wenn ich meinen Onkel im Pflegeheim besuche, fragt er jedes Mal nach meiner Mutter. Es ist schrecklich für uns beide, wenn ich dann sage: "Aber Onkel Peter, die ist doch vor vier Monaten gestorben."
Gabriele Schröder: Müssen Sie das wirklich so direkt sagen? Sie könnten aufnehmen, was er mitteilen will: Wie schön, dass wir beide so viel an sie denken.
Die Gespräche sind so anstrengend: Er fragt und vergisst meine Antworten gleich wieder.
Gabriele Schröder
Es gibt kein Patentrezept. Versuchen Sie, ihn ins Erzählen zu bringen. Wo hat er Ihre Mutter kennengelernt? Gut ist auch, wenn Sie mit ihm in Bewegung kommen. Spazieren gehen zum Beispiel.
Neulich hat er die ganze Zeit geschimpft, dass ihn niemand besucht – obwohl wirklich täglich jemand bei ihm ist. Da bin ich echt sauer geworden.
Natürlich sind Sie das, aber muss er das mitbekommen? Sie sind ja auch traurig darüber, dass sich Ihr Onkel verändert hat. Und wenn Sie doch mal vor ihm schimpfen: Seine Gefühle werden nicht dement. Sie können sich bei ihm entschuldigen, selbst wenn er auch das gleich vergisst.
Einmal habe ich ihm ein Foto von seiner Frau und mir gezeigt. Er hat sie nicht erkannt. Das war ein Schock!
Es ist wichtig, dass Sie ihm keine Quizfragen stellen: Erkennst du die Frau auf dem Foto? Er will sich ja keine Blöße geben. Also muss er sich schlaue Strategien ausdenken, weil er die Fassade wahren will. Demenz ist sehr anstrengend. Für Sie, aber auch für Ihren Onkel.
Als ich ihm einen Rosenstrauß mitgebracht habe, hat er die Köpfe abgerupft und den Rest umgekehrt in die Vase gestopft.
Versuchen Sie, den kleinen Moment der Freude bei ihm zu erkennen. Auch hier könnten Sie das Thema aufnehmen: "Du hast doch Blumen immer geliebt." Und schon sind Sie weg von dem Strauß und Ihren verletzten Gefühlen.
Manchmal kann ich nicht kommen, dann rufe ich ihn an – aber das geht fast gar nicht mehr.
Telefonieren ist schwierig, Menschen mit Demenz brauchen eine Eins-zu-eins-Zuwendung. Geschirr abwaschen oder auf dem Handy rumklicken und sich dabei mit dem Onkel unterhalten – da kann er nicht mehr folgen. Kommen Sie lieber seltener, aber dann wirklich konzentriert auf ihn.