Gott ist ungreifbar, nicht darstellbar. Die Natur und deren Energie – das ist für mich Gott. Schon der Blick aus dem Fenster ins Grüne, das hat für mich etwas Göttliches. Diese Vielfalt, die große Fantasie, die Schönheit, das bunte Gefieder der Vögel – woher stammt das, weshalb ist es so schön? Es könnte ja auch alles einfacher gestaltet sein. In schwierigen Situationen gehe ich mit Gott in einen stillen Dialog: Was mache ich nun? Letztlich ist das eine Auseinandersetzung mit dem tiefsten Ich. Aber ich biete ihm nichts an, das fände ich unmöglich. Mit Gott kannst du nicht handeln. Du musst mit dir ins Gebet gehen, den Dialog mit Gott führen, aber du darfst keinen Handel machen. Du bist immer auch selbst verantwortlich.
Ich gehe davon aus, dass das Leben nicht mit der Geburt beginnt und nicht mit dem Tod endet. Meine Energie, mein Geist waren schon einmal da, und wenn ich von dieser Erde gehe, dann wird etwas erhalten bleiben. Ich glaube, dass ich eins der Millionen Rädchen bin, das irgendwo hingestellt wird, um etwas zu tun, um für irgendetwas da zu sein. Ich glaube nicht, dass es gleichgültig ist, wie du dich auf dieser Erde verhältst. Ich glaube, dass es sozusagen eine Rechnung gibt. Den Sinn meines Lebens kann ich auch spüren, wenn ich für mein „brotZeit“-Projekt eine Grundschule besuche. Deutschlandweit bekommen von uns jeden Morgen 5000 Schüler ein Frühstück. Diese Kinder finden zu Hause nichts zu essen im Kühlschrank, müssen morgens allein aufstehen und sich anziehen. Zwei Schulleiterinnen haben mir unabhängig voneinander berichtet, dass seit unseren Besuchen die Aggression an ihren Schulen eklatant gesunken ist. Auch die über 800 Senioren, die das Frühstück austeilen und den Kindern bei den Hausaufgaben helfen, haben viel davon, weil sie gebraucht und dafür auch entlohnt werden.
Dirk von Nayhauß
Mit Gott kannst du nicht handeln
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