Der Gründer Hermann Gmeiner in der Anfangsjahren in Imst. Foto: Hilmar Pabel
Es braucht ein Dorf...
...um ein Kind aufzuziehen. Mit diesem Gedanken begann vor 65 Jahren die Vereinsgeschichte von SOS-Kinderdorf
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
06.05.2014

Die Idee entstand im Tirol der Nachkriegsjahre. Den Medizinstudenten Hermann Gmeiner erschütterten die vielen Kriegswaisen, von denen die meisten in Kinderheimen lebten. Er selbst hatte als Sechsjähriger seine Mutter verloren.

Gmeiner engagierte sich neben dem Studium immer stärker in der Jugendarbeit und wurde Leiter der Dekanatsjugend Innsbruck. Am 25. April 1949 gründete er mit anderen zusammen den Verein „Societas Socialis“, aus dem ein Jahr später SOS-Kinderdorf wurde. Das Ziel: Jedes Kind sollte eine Familie haben, in der es in Geborgenheit heranwachsen kann. Die konkrete Idee eines Kinderdorfes wurde erst danach entwickelt und zum ersten Mal in Imst umgesetzt.

Die Tiroler Gemeinde verkaufte Gmeiner ein günstiges Grundstück. Für die Finanzierung des Bauvorhabens wandte er sich direkt an die Bevölkerung und bat die Menschen um einen Schilling im Monat - erfolgreich. 1951 wurden in Imst die ersten 40 Kriegswaisen aufgenommen. In Deutschland enstand das erste Kinderdorf 1956 in Dießen am Ammersee.

Heute ist der Verein in 133 Ländern tätig. Es gibt weltweit nicht nur 545 Kinderdörfer, sondern auch viele weitere Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugend- und Familienbetreuungsprogramme oder medizinische Versorgungsstätten. Als Beispiel für diese Vielfalt stellten wir in chrismon 10/2011 das Nachbarschaftszentrum „Nueva Vida“ in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá vor. Hier werden Babys, Kleinkinder und Schulkinder betreut. Frauen können an be­rufsbildenden Kursen teilnehmen. Chrismon-Leser spendeten nach der Veröffentlichung 632,20 Euro für Nueva Vida, was übersetzt "Neues Leben" heißt.

Hermann Gmeiner starb am 26. April 1986. Ein Jahr zuvor war Helmut Kutin Vereinsvorsitzender geworden. Dieser war selbst im ersten SOS-Kinderdorf in Imst aufgewachsen. Kutin intensivierte die internationale Ausrichtung des Vereins. Er ließ Sozialzentren und die damit verbundene Hilfe für extrem arme Familien ausbauen. Sinn dieser Programme ist es, bedürftige Familien frühzeitig zu unterstützen, und so zu verhindern, dass sie durch Armut zerbrechen.

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