"Es ist ein Seelenort" sagt Angelika Gattmann, "wunderschön!". Die Vorsitzende des Pflege- und Adoptivelternvereins PFAD Konstanz ist mehr als erleichtert, dass die Suche nach einem Haus endlich ein Ende hat. Das etwas verlebte Herrschaftshaus mit den hohen Decken und Holzböden, das sie, umgeben von Streuobstwiesen und einer Schäferei, auf dem Berg Hohentwiel bei Singen entdeckt hat, passe perfekt ist für ihre Zwecke. Das 330-Quadratmeter-Anwesen stammt von 1866 und gehört dem Land Baden-Württemberg. Der Verein wird es mieten, renovieren und dort im Dezember 2013 das "Haus trampel_PFAD" eröffnen. Hier sollen Pflegekinder eine Zeitlang wohnen können, wenn sich Probleme zu Hause zuspitzen. Und alle Beteiligten eine Auszeit brauchen.
Mit professioneller Hilfe durch schwierige Phasen
Die Belastung sei in Pflegefamilien einfach höher als anderswo, sagt Gattmann, die neben ihrem eigenen Sohn noch zwei Adoptiv- und zwei Pflegekinder großgezogen hat. "All diese Kinder hatten keinen leichten Start ins Leben und sind deshalb manchmal wütender, trauriger, verletzter und zugleich schutzbedürftiger als mit Urvertrauen an die Familien gebundende Kinder." In der Pubertät brächen Konflikte deshalb besonders heftig auf. Wenn Pflegeeltern dann an ihre Grenzen geraten, komme schnell das Heim wieder ins Spiel - und damit der Abbruch des Pflegeverhältnisses.
Für beide Seiten ist das schmerzhaft: Die Kinder fühlen sich erneut verlassen und verstoßen, für die Eltern bleibt oft Trauer und ein Gefühl des Scheiterns zurück. Dabei, davon ist Gattmann überzeugt, könnten viele Pflegefamilien es schaffen, diese Phasen zu überstehen. Voraussetzung: Sie bekämen etwas Abstand voneinander und professionelle Hilfe. Das "Haus trampel_PFAD" soll beides ermöglichen. Hier sind Therapeuten und andere Fachleute vor Ort, die sowohl mit den Kindern als auch mit den zu Besuch kommenden Eltern arbeiten. Ziel ist immer die Rückkehr zur Pflegefamilie.
Chrismon-Leser gaben 1.225 Euro
Dass Angelika Gattmann ihrem Traum jetzt so nahe gerückt ist, liegt auch an den Chrismon-Lesern. Diese spendeten nach einem chrismon-Bericht im Februar 2012 insgesamt 1.225 Euro! Zwar hatte der Verein damals noch das Ziel, ein Haus zu kaufen oder zu bauen. Nun wird gemietet. Doch auch dafür ist natürlich Geld notwendig, zumal erst einmal kräftig renoviert werden muss. "Keine reinen Schönheitsarbeiten" sagt Angelika Gattmann. Aber es müssten neue Heizungen her und die Bäder komplett neu gemacht werden.
Viele Helfer sind ehrenamtlich dabei. Unterstützung ist immer noch hochwillkommen, gerne auch in Form von Sachspenden wie Terassenmöbel oder Musikinstrumente. Und wer lieber selbst mit anpacken will: Es gibt eine lange Liste mit Vorschlägen wie tapezieren, Gardinen nähen oder einen Grillplatz mauern. Wer weiß - vielleicht wird aus einem Traum und einem Haus bald wirklich ein Traumhaus?