Sandra Haselsteiner
Gebt uns eure Stimme!
„Lobe den Herren“ und „Geh aus, mein Herz“ – ein klingendes Wiki-Gesangbuch im Internet, das ist das Ziel. Das Publikum singt selbst, also Sie. Mitten auf dem Kirchentag wird’s aufgenommen, oder Sie schicken ein Video. Prominente wie Udo Jürgens, Sven Regener, Maite Kelly, Dieter Falk und viele mehr geben Singtipps!
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
Portrait Manon Priebe, online-Redaktion chrismonLena Uphoff
09.04.2013

Stimmt es, dass Singen gesund und glücklich macht?

Singen ist gut für das Herz-Kreislauf-System. Und für die Psyche! Man mag sich mal vorstellen, was los wäre, wenn wir einen musikfreien Tag auf der Welt hätten. Nur einen einzigen Tag, an dem niemand Musik hören, pfeifen und singen darf. Wahrscheinlich würden Bürgerkriege aus­brechen. Der Mensch braucht die Musik einfach, denn Hören ist für mich die sensibelste Wahrnehmungsart, da ist man empfindsamer als beim Sehen, Fühlen, Schmecken und Riechen. Allein durch das Hören kann man von der Angst bis zum Wohlgefühl, von Aggression bis zu stiller Freude alle Gefühle empfinden.

Udo JÜRGENS, Schlagersänger

 

Auf jeden Fall! Wenn ich eine singefreie Zeit vor mir habe, fange ich mir leichter mal eine Erkältung ein. Wenn ich aber Konzerte habe, üben muss und im Training bleibe, reagiert der Körper und versucht von selbst, gesund zu bleiben. Natürlich ist Singen auch anstrengend und ich muss manche Lebensgewohnheit einschränken. Aber mich macht das Singen sehr glücklich! Damit gar meinen Lebensunterhalt zu bestreiten und an viele besondere Orte zu kommen empfinde ich als großes Geschenk. Nichtprofessionelles Singen kann sicher auch Therapie sein und gesund machen, wenn man frei rauslassen kann, was in einem schlummert.

Georg POPLUTZ, Tenor (Oratorium und Lied)

 

Ist es besser, morgens oder abends zu singen?

Singen ist abends besser als morgens, am Abend sind Stimme und Geist geschmeidig. Aber dann sollte man auf jeden Fall vorher schon mal was gegessen haben!

Sven REGENER, Sänger (Element of Crime), Schriftsteller („Herr Lehmann“)

 

Mir geht immer so schnell die Luft beim Singen aus. Wie muss ich richtig atmen?

Wer richtig atmet, kann leichter, schöner singen und hat auch viel mehr Luft. Als ich Gesangschüler war, wurde viel vom Zwerchfell und viel von „Spannung“ gesprochen. Ich sollte den Bauch und die Flanken auseinanderdrücken. Das führte zu übertriebener Muskelaktivität und Verspannungen.

Auch schlecht: die Bauchmuskulatur anspannen und den Bauch einziehen. Das ist kontraproduktiv und kann sogar zu Stimmschäden führen. Jede übertriebene Spannung im Körper wirkt sich belastend auf die Stimmbänder aus und erschwert das Funktionieren dieser kleinen Organe.

Bei der Einatmung soll auf jeden Fall der Bauch hervortreten – wenn möglich auch die Flanken, aber in einer geschmeidigen, elastischen Weise, nicht mit dem Gefühl des Drückens oder Pressens. Ich verwende gern das Bild eines Hefeteigs, den ein Bäcker auseinander zieht.

Beim Singen soll man versuchen, das Zwerchfell so lange wir möglich in der Einatemposition zu halten, also unten. Aber auch dies ohne Zwang, ohne Druck! Die „Stütze“ kommt vor allem aus der Stützmuskulatur der Wirbelsäule. So wird eine Körperspannung aufgebaut, die Atem- und Stimmorgane im vorderen Bereich des Körpers können frei und ungezwungen agieren.

Ralf POPKEN, Altus, Dirigent

 

Singen nach Noten – wie kann man das am besten lernen?

Am einfachsten: Hören und Nachsingen. Dabei prägt sich die Melodie in Verbindung mit dem Notenmuster ein. Auf diese Weise kann man – etwas Musikalität vorausgesetzt – selbst die größten Werke im Chor mitsingen. Musiktheoretisch gebildete Sänger analysieren beim Singen nach Noten die Intervalle. Das ist jedoch nicht so einfach, weil sich hinter gleichen Abständen im Notenbild, je nach Tonart, verschiedene Intervalle verbergen können. Einfacher geht es mit der Methode „Solmisation“. Hier wird jeder Stufe der Tonleiter eine Silbe zugeordnet - do, re, mi, fa, sol, la, si, do. Der Trick besteht darin, dass die Abstände zwischen den Tonstufen in allen Tonarten gleich sind. Der Sänger muss nur den Grundton herausfinden, was mit dem richtigen Merksprüchlein ganz einfach ist, und anschließend seine Töne mit den richtigen Silben bezeichnen – und schon kann er die Melodie richtig „vom Blatt“ singen. Eine geniale Methode und schon über 1000 Jahre alt.

Matthias MEHNERT, Sänger, Dirigent, Musikpädagoge

 

Ich kriege keine richtige Melodie hin, weil ich überhaupt nicht hochkomme. Was mache ich falsch?

Ja, das mit dem Singen ist so eine ­Sache. Einerseits das Natürlichste der Welt, andererseits behaftet mit so Sätzen wie „Sei nicht so laut“, „Das kannst du nicht“ oder „Hör auf mit dem schrecklichen Krakelen“.

Ich möchte allen, die sich nicht geschlagen geben wollen, den Film „Wie im Himmel“ ans Herz legen. Ein wunderbarer schwedischer Streifen, in dem ein berühmter Dirigent nach einem Herzinfarkt in sein Heimatdorf zurückkehrt und die Leitung des Kirchenchors übernimmt. Er begeistert die Dorfbewohner für die Musik und das Singen.

Singen ist ein Akt der Befreiung. Wenn wir uns mal ein wenig zurückerinnern: Als Babys haben wir ohne Probleme in allen möglichen Frequenzen ganze Wohnblocks beschallt, bequiekt und besummt oder als kleine getarnte Heavy-Metal-Fans sogar niedergebrüllt – ohne jemals heiser zu werden.

Bis dann nach und nach die oben genannten Verhinderungssätze in unser Leben kamen. Meine Anregung für alle Singsehnsüchtigen: Geht in den Wald, umarmt einen Baum und schmettert nach Lust und Laune los. Bäume sind ein tolles Premieren­publikum. Manchmal wiegen sie sich im Takt, manchmal hören sie einfach nur zu. Mit gewonnenem Selbstvertrauen kann dann der eine oder andere Baum durch einen Menschen ersetzt werden.

Und sollten sich mal wieder Zweifel einschleichen (und das werden sie mit Sicherheit, diese schmutzigen Sauhunde), dann solltet ihr euch Dendemanns „Gut und gerne“ reinziehen: „Nein, ich sing nicht gut, aber ich tu’s gern, weil ich
den Scheiß liebe, wie ’ne Schmeißfliege, anders kann ich mir das nicht erklär’n.“

Peter „BALBOA“ Brugger, Sänger und Gitarrist bei der Band Sportfreunde Stiller

 

Manchmal höre ich meine eigene Stimme nicht! Weil alles um mich herum so laut ist – von der Band, vom Ensemble oder von anderen Chorstimmen . . .

Wir armen Sänger! Wir werden zwar oft als Diven gescholten, doch auch wenn wir im Rampenlicht glänzen, sind wir eigentlich Opfer. Wenn sich der Pianist verspielt, wer klingt falsch? Der Sänger! Wir werden von Musikern nicht ernst genommen, man zischelt und feixt hinter unserem Rücken. Unser Instrument scheint so einfach zu handhaben und ist doch so zerbrechlich, so schwer zum Klingen zu bringen, zu pflegen. Ist ein Klavier anfällig für Influenzaviren? Eben! ­Also, was tun, wenn man seine eigene Stimme nicht hört?
Ich schlage folgende Eskalations­stufen vor:

1. Lauter singen. Das klingt zwar ­unter Umständen nicht schön, aber besser als falsch.

2. Wenn das nicht hilft, dann vielleicht die klassische Methode: Die Hand ans Ohr legen. So hört man sich entschieden besser. Gibt es einen aufmerksamen Tontechniker, wird er dann auch den Monitor lauter regeln.

3. Andernfalls kann man versuchen, ihn mit wilden Gesten auf das Problem aufmerksam zu machen.

4. Falls er jedoch immer nur auf sein Pult starrt, kann man den Mitspielern strafende Blicke zusenden, man muss sich dann nur auf Diskussionen nach dem Konzert gefasst machen. Auch eigenmächtig den Gitarrenverstärker des Kollegen runterzudrehen, kann zu Missstimmungen führen.

5. Das letzte Mittel: den Gesang einstellen und nur noch die Lippen bewegen. Nicht singen klingt immer noch besser als falsch singen. Im Chor wird das vielleicht niemand bemerken. Bei Solisten wird so ein Auftritt Musikgeschichte schreiben.

Thomas PIGOR, Kabarettist, Liedermacher, Sänger (Pigor & Eichhorn)

 

Es kommt vor, dass ich mich schäme, wenn ich auf der Bühne stehe. Wie kann ich mein Selbstbewusstsein vor einem Auftritt aufbessern?

Wenn ich auf der Bühne stehe, tue ich das ja nicht aus Eitelkeit, sondern aus Liebe zu meinem gelernten Handwerk, zu Musik, zum Tanz und zu allem, was mit Kunst zu tun hat.

Natürlich habe ich auch Angst und Lampenfieber, aber die Inspiration hilft mir, allen Mut zusammenzu­nehmen, um es einfach zu wagen.
Das Schöne ist: Wenn man Spaß hat bei dem, was man tut, trägt sich das ganz von selbst. Ich glaube ganz fest daran, dass es oft die unperfekten Menschen sind, die Großes hervorbringen.

Maite KELLY, Sängerin (Kelly Family), Moderatorin, Tänzerin

 

Macht euch klar, dass euch auf der Bühne nichts Gefährliches passieren kann. Ihr werdet euch nicht die Beine brechen, auch kein Schleudertrauma erleiden. Das Einzige, wovor ihr Angst haben könntet, ist, auf der Bühne zu stehen und Angst zu haben. Und das macht überhaupt keinen Sinn!

Sebastian WEISS, DJ Sepalot (Hip-Hop-Band Blumentopf)

 

Meine Nervosität vor Auftritten blockiert mich – was kann ich dagegen tun?

Lampenfieber ist nicht Schlimmes sondern hilft mir dabei, mich auf das Konzert zu konzentrieren.Mir, meinen beiden Söhnen Max und Paul und unserem Bassisten hilft ein Ritual, direkt vor dem Konzert alle Energie zu bündeln: Wir stellen uns kurz im Kreis auf und umarmen uns, so wie man es auch von Fußballmannschaften kennt. Dabei spreche ich ein kurzes Stoßgebet und bitte um Freude auf der Bühne und mit den Zuhörern. Bisher hat’s immer geholfen!

Dieter FALK, Musikproduzent, Komponist

 

Ich weiß keine guten Einsinge-Übungen. Wie aktiviere ich am besten meine Stimme?

Die Einsingeübung selbst ist nicht so wichtig. Was zählt, ist, wie man singt. Sagen wir: c–e–d–f–e–g–f–d–c, halbtonweise hoch und runter, mittleres Tempo. Atme den Ton ein, den du produzieren willst, und stelle ihn dir vor. Halte Brust und Kehle entspannt und weite sanft – alles. Rippen seitwärts raus, Unterleib dehnen, der weiche Gaumen hebt sich leicht, Kehle weitet sich, Zunge senkt sich sanft. Summe erst, halte dabei alles so offen wie möglich. Das Summen gleitet auf der Oberfläche des Raums, den du geschaffen hast, vibriert in Wangenknochen und auf Nasenrücken und ändert sich so wenig wie möglich. Dann singe Vokale, erhalte dasselbe Gefühl, beginne mit u oder o. Und die Augen lächeln!

Jeffrey DOWD, Sänger (Tenor, Wagneropern)

 

Soll man sich bewegen beim Singen?  Wenn ja: Wie?

Es ist völlig unmöglich, ganz ohne Bewegung zu singen. Man spricht ja auch von einer Atembewegung. Die Luft bringt die Stimmlippen in ihre kreisende, tonerzeugende Bewegung. Artikulation entsteht durch Bewegung des Kiefers, der Zunge und des weichen Gaumens. Beim Üben fördern große körperliche Bewegungen die Atembewegung. Nach einer Zeit verlieren diese Übungen ihre Funktion, weil die Bewegung verinnerlicht ist. Dann kann man dynamisch singen und gleichzeitig im Stehen Ruhe ausstrahlen.
Beim Einsingen helfen Lockerungs­übungen für Beine, Becken, Schultern, Nacken, Kiefer und Zunge, um den Atem frei fließen zu lassen. Extratipp: Wenn man während eines Konzertes in einer ­kalten Kirche friert und zufällig mal kurz sitzen darf, kann man sich warmhalten, indem man abwechselnd das linke und das rechte Bein   zehn bis fünfzehn Zentimeter hebt.

Inga SCHNEIDER, Sängerin (Mezzosopran)

 

Wie kann ich singen, ohne heiser zu werden?

Die sicherste Variante, nicht heiser zu werden, ist, mit viel Freude zu singen. Nicht so viel nachdenken und vor allem mit viel Herz. Wer mehr wissen will, muss an die Musikhochschule ­gehen.

Gunther EMMERLICH, Sänger (Bass) und Moderator

 

Wichtig ist es, die Stimme aufzuwärmen. Stimmbänder sind wie Muskeln. Vor jedem Training wärmt man sich ja auch auf, um einem Muskelkater vor­zubeugen. Außerdem ist es wichtig, möglichst aus einer entspannten Haltung zu singen, man darf nicht zu sehr pressen und verkrampfen. Wenn man dann aber trotzdem heiser geworden ist, kann ich nur wärmstens „Tantum verde“ aus der Apotheke empfehlen, das hilft.

H. P. BAXXTER, Frontmann der Dance-Gruppe Scooter

 

 

Was tun bei Halsweh und Heiserkeit?

9.00 Uhr: Kaum wach, aber Tatsache ist, in meinem Hals tut sich was. Und das ist nicht gut. Gestern Abend war Vorstellung, die ewig ging und nicht wirklich gut besucht war. In der Kantine war die Stimmung dementsprechend. Viel zu spät ins Bett. Und heute Konzert. Wie soll das gehen? Schlürfe missmutig heißes Wasser.

10.15 Uhr: Die Nachrichten auf „Spiegel Online“ heben keinesfalls die Laune. Das Gesetz zum Urheberrecht wird so lange diskutiert, bis die Künstler am Ende noch draufzahlen müssen. In meinem Hals brennt es. Ich werde die Vorstellung absagen müssen. „Bist du verrückt?!?“, wird mein Manager ins Telefon brüllen. „Ausverkaufte Vorstellung, ein Desaster. Mach dir einen Tee!“

11.55 Uhr: Fast hätte ich vor lauter Selbstmitleid die Osteopathin ver­gessen.

13.15 Uhr: Zur Heiserkeit gesellen sich nach der Behandlung noch Knieschmerzen. Ich werde die ganze Tour absagen, den Beruf wechseln...

13.42 Uhr: Meine Freundin Brigitte ruft an, rät mir, mit Molke zu gurgeln. Ich weiß, dass Molke hilft, bin aber zu erschöpft, um zu gurgeln!

14.07 Uhr: Mein Mann erwartet mich im Restaurant. Habe überhaupt keinen Appetit, und reden will ich auch nicht, denn nur mit Schweigen könnte man das letzte bisschen Stimme retten...

14.35 Uhr: Aus den Lautsprechern höre ich den Song von Rodriguez, „Sugar Man“. Genial. Bleibe in der Türschwelle stehen. Die Musik ist so schön, dass ich weinen möchte. Mein Herz schlägt voller Glück über das Wunder der ­Kreativität. Mein Appe­tit meldet sich zurück, der Matjes ­schmeckt köstlich.

15.10 Uhr: Ich lächle.

16.20 Uhr: Freue mich zunehmend auf den heutigen Abend. Es gibt doch nichts Schöneres als die Musik.

18.20 Uhr: Mache mich auf den Weg zum Konzert. Halsweh? Heiserkeit? Kann mich kaum noch erinnern. Nur wenn es mir nicht gutgeht. „Die Stimme ist eben die Seele des Menschen“, trällere ich fröhlich vor mich hin.

Gustav Peter WÖHLER, Schauspieler, Sänger und Hörspielsprecher

 

Ist es besser, vor oder nach dem Essen zu singen?

Zum Singen braucht man viel Power. Daher liebe ich es, morgens nach einem kräftigen Frühstück aus Steak und Eiern in ein Tonstudio zu gehen, um für viele Stunden ohne Pause zu arbeiten. Wenn ich auftrete, esse ich zwei Stunden vorher etwas.
Die Zeit ist mir eigentlich egal. Wenn ich singe, bin ich eh voller Adre­nalin und hellwach, ganz egal zu welcher Tageszeit es ist!

Joana ZIMMER, Pop- und Jazzsängerin

 

Ich möchte gern lange und ausdauernd singen können – wie geht das?

Singen ist Gefühl, Sinnlichkeit und Leidenschaft – deswegen sollte man sich als Nichtprofi erst mal keinen Kopf wegen der Singtechnik machen, sondern aus dem Bauch heraus singen. Suchen Sie sich ein Lied aus, das Ihnen gefällt, mit dem Sie ein Gefühl verbinden. Das kann ein Kinderlied sein, ein Schlaflied, ein Lagerfeuer- Gassenhauer, egal, Hauptsache, Sie sind ganz bei sich und haben Spaß. Und heiser werden Sie vielleicht erst, wenn Sie ununterbrochen 30 Minuten singen. Spaß, Freude und bei sich sein sind das Geheimnis.

Rufus BECK, 55, Schauspieler und Hörbuchsprecher

 

Ist Lampenfieber gut oder schlecht vor einem Auftritt?

Ich habe meinen Frieden mit dem Lampenfieber gemacht! Dagegen helfen keine Spleens oder Mittelchen. Ich schalte eine Stunde vor dem Auftritt in meinen Schildkrötenmodus: Ich werde müde und bekomme schlechte Laune.
Ich trete seit 32 Jahren auf. Am Anfang hatte ich noch die Hoffnung, dass das Lampenfieber runtergeht, jetzt weiß ich: Es ist die Voraussetzung für die Livearbeit. Aber es hat sich verändert. Als ich neu im Geschäft war, war ich einfach unsicher, ob die Leute mögen, was ich da auf der Bühne tue. Jetzt habe ich eher Lampenfieber, weil ich meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden möchte. Aber kaum stehe ich auf der Bühne, ist meine Energie voll da, und ich verhaspele mich auch nicht mehr – was mir kurz vor dem Auftritt in der Umkleide häufiger passiert. Lampenfieber muss man einfach aushalten, sonst hat man als Künstler den falschen Beruf.

Heinz Rudolf KUNZE, Schriftsteller, Rocksänger

 

Wenn ich vor Publikum stehe, habe ich immer ein Kratzen im Hals. Was kann ich ­gegen den Räusperzwang tun?

Meistens ist Räusperzwang eine Stressreaktion – auf den psychischen Druck, dem man sich ausgesetzt fühlt, wenn man vor anderen ­Menschen singt. Ein ganz praktischer Tipp: immer ein Glas Wasser auf und hinter der Bühne deponieren und direkt, bevor man auf die Bühne geht, noch einen großen Schluck trinken. Damit lässt sich schon so manches runterspülen. Wenn es sein muss, eben auch ­zwischendurch. Und: Versuchen Sie, dem Druck ein anderes Ventil zu geben. Machen Sie sich bewusst, dass Lampenfieber und Auftrittsangst normal sind – man darf aufgeregt sein! Vielen Sängern helfen auch Atem- und Entspannungsübungen vor dem Auftritt.

Anja PÖCHE, Sängerin (Sopran im Calmus Ensemble Leipzig)

 

Meine Freunde sagen, ich sehe beim Singen komisch aus. Mache ich was falsch?

Wenn man richtig singt, sieht es nicht komisch aus, sondern natürlich. Etwas anderes ist es, dass beim Singen viel Persönliches wirksam wird, was man sonst verbergen kann.

Georg Christoph BILLER, Dirigent und Thomaskantor in Leipzig

 

Wie kann ich anderen etwas so vorsingen, dass sie gern zuhören?

Es kommt auf das rechte Lied zur rechten Zeit an. Wenn der Anlass stimmt und das Lied musikalisch und textlich so richtig passt (oder passend gemacht wurde), zum Beispiel für ein Hochzeitspaar, einen Jubilar oder ein Geburtstagskind, wird niemand danach fragen, ob alle Töne stimmen. Hauptsache, man hört die Herzen schlagen. Auswendig singen mit lebendigem Blickkontakt ist übrigens immer besser, als vom Blatt zu singen. Das Einstudieren lohnt.

Rolf ZUCKOWSKI, Liedermacher, Musikproduzent und Autor von Kinderliedern

 

Lieder auswendig singen: Welche Tricks gibt es, um sich Texte einzuprägen?

Ich lese zuerst den Text laut vor und schreibe ihn mit der Hand auf. Dann singe ich ihn so oft, bis ich die Melodie auswendig kann. Jetzt wende ich die sogenannte progressive Teil-Lernmethode an: Ich singe den ersten Satz oder die erste Zeile, bis ich sie auswendig kann, dann ebenso den zweiten Teil (Zeile oder Satz), danach beide Teile direkt hintereinander. Und so weiter. Bis das ganze Lied sitzt. Es hilft, an der ein oder anderen Stelle den Gesang mit einer kleinen Bewegung zu unterstützen, die muss dann immer an dieser Stelle gleich bleiben. Manche Leute singen lieber das komplette Lied immer wieder von Anfang bis Ende durch, viele wenden eine Kom­bination aus beiden Methoden an. Jede Jeck ist anders – auch beim Auswendiglernen!

Kafi BIERMANN, Sänger der Kölner Band Bläck Fööss

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Ich brauche keine Singtipps von so genannten Promis!
Warum schleimt man denen eigentlich auch noch in der Kirche immer hinterher?