Musiktipps
Nachlese 2024
Drei Alben von 2024, die es sich noch zu entdecken lohnt!
PR
Tim Wegner
31.12.2024
3Min

Es ist schon eine kleine Tradition: Zu ­Anfang des neuen Jahres sollen an dieser Stelle drei Alben vorgestellt werden, die im letzten Jahr - aus welchen Gründen auch immer - nicht zum Zuge kamen, aber definitiv Gehör finden sollten.

Die Neuseeländer von Fat Freddy’s Drop spielen längst in einer eigenen Liga, was den cool-smoothen Mix von Reggae, Soul, Jazz und House betrifft, versetzt mit Funk, R'n'B, Disco, Dub und noch vielem mehr. So ist ihre Musik zu einer ganz eigenen Sportart geworden - vor allem live ist das auch wörtlich zu nehmen: Die stundenlangen, unfassbar dynamisch-mitreißenden Auftritte der Formation sind eine schweißtreibende Angelegenheit. Das war zuletzt im Spätherbst auch wieder in Europa auf zahlreichen, oft ausverkauften Konzerten zu erleben.

Aber auch auf ihrem neuen Album spielen die Herrschaften vom anderen Ende der Welt wieder grandios und mitreißend auf, sind dabei aber immer elegant unterwegs und überzeugen mit ausgeklügelten Arrangements und mäandernden Stücken, die oft jenseits der Sechs- bis Achtminutengrenze liegen, ohne jemals langweilig oder redundant zu werden. Was den Groove betrifft, sind sie damit das, was sie in einem ihrer beliebtesten Songs besingen: "Hope For A Generation".

Songtitel mit Frauennamen

Mark Kozelek ist bereits einige Jahrzehnte im Musikgeschäft unterwegs. Einem etwas größeren Publikum wurde er erstmals mit der tiefenmelancholisch-ätherischen Indie-Gitarren-Band Red House Painters bekannt. Schon damals trugen die Songs manchmal Frauennamen als Titel, z. B. "Katy Song". Nach dem Split der Band machte Mark Kozelek im Wesentlichen solo weiter Musik, gab sich aber einen Projektnamen: Sun ­Kil Moon (nach dem koreanischen Boxer Sung-Kil Moon). Die Songs wurden perspektivisch länger und Kozelek entwickelte einen poetischen Stil zu texten, der vertonten Tagebucheinträgen ähnelte. Folgerichtig war es auch meist eher Sprechgesang zur akustischen Gitarre, was seine Stücke charakterisierte (die auch mal Titel mit Frauennamen trugen wie "Elaine").

Die Kritiken waren auf jeden Fall regelmäßig überschwänglich. Wenn dabei jemandem vielleicht immer noch die Leichtigkeit fehlte bisher - oder eventuell die manchmal knietiefen Melodien der Red House Painters - dann gibt es jetzt Grund, gut zuzuhören. Die ungarischen Musiker von Amoeba, mit denen Kozelek auf seinem letzten Album zusammenarbeitet, fügen nämlich genau das hinzu: vorsichtig groovende Melodiebögen und viel Luft und Farbe. Und so kommt es, dass der Meister sogar wieder richtig singt, zum Beispiel auf dem wunderbaren Stück mit dem Frauennamentitel "Mindy".

Die Beautify Junkyards schließlich kommen aus einem Land, das weder für Popmusik, noch für elektronische Beats besonders bekannt ist: Portugal. Ihre Musik schert sich darum allerdings einen Teufel - und das auch schon seit vielen Jahren. In schöner Regelmäßigkeit veröffentlichen sie Alben, die psychedelische Elemente, elektronische Soundscapes, atmosphärischen Gesang und lässigen Groove kombinieren. Vor allem aber die handgemachten Sounds sind es, die ihre Musik charakterisieren, die häufig geradezu... nun ja, britisch klingt.

Wenn da nicht diese Traurigkeit wäre, die direkt aus dem Fado entsprungen zu sein scheint. Auf ihrem aktuellen Werk sind die elektronischen Anteile, insbesondere rollende Beats, nun stärker in den Vordergrund gerückt als zuvor - ohne jedoch eines der anderen Elemente zu vernachlässigen. Und für die Portion "Britishness" sorgt Mod-Legende Paul Weller als Gast am Mikrofon.
Nachhören bitte!

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Fat Freddy’s Drop: Slo Mo. The Drop

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Sun Kil Moon and Amoeba: Dito. Caldo Verde

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Beautify Junkyards: Nova. Ghost Box

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