Filmtipps der Woche
Sigmund Freud trifft C. S. Lewis
Zwei Denker treffen aufeinander, Solidarität unter indischen Krankenschwestern, in Ungarn eskaliert ein Eltern-Lehrer-Streit. Und Christoph Maria Herbst kehrt als miesepetriger Wissenschaftler zurück. Filmtipps vom 19. Dezember 2024
Sigmund Freud trifft C. S. Lewis
X-Verleih/Sabrina Lantos
19.12.2024
4Min

Freud – Jenseits des Glaubens (Irland/Großbritannien/USA 2023)

Ob Sigmund Freud in seinem letzten Lebensjahr in London tatsächlich den Literaturwissenschaftler C. S. Lewis (u.a. Autor von "Die Chroniken von Narnia") getroffen hat, ist nicht sicher. Basierend auf der Theaterversion von Armand Nicholis Buch "The Question of God" führt "Freud – Jenseits des Glaubens" die Spekulation über ein mögliches Treffen fort und bringt die von Anthony Hopkins und Matthew Goode gespielten Freud und Lewis für ein intellektuelles Gipfeltreffen zusammen. Im Mittelpunkt steht dabei die Auseinandersetzung mit Religion. Während der frühere Atheist Lewis in der Theologie Trost für den Krebstod seiner Frau fand, sah Freud als Aufklärer in der religiösen Praxis eine Parallele zu zwangsneurotischem Verhalten. Ihr Rededuell ist hübsch und eröffnet eine Menge philosophischer Diskurse. Unterbrochen wird das Ganze durch Rückblenden, die die Lebensgeschichte der beiden Männer beleuchtet und eine Perspektive auf Freuds Tochter Anna (Liv Lisa Fries) wirft. Den Eindruck eines abgefilmten Kammerspiels kann der Film aber nicht ganz abschütteln.

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© X-Verleih

Regie: Matt Brown. Buch: Mar St. Germain, Matt Brown. Mit: Anthony Hopkins, Matthew Goode, Liv Lisa Fries, Jodi Balfour, Jeremy Northam, Orla Brady. Länge: 108 Minuten. FSK: ab 6 Jahren, ff. FBW: ohne Angabe.

All We Imagine as Light (Indien/Frankreich/Niederlande/Luxemburg 2024)

Prabha (Kani Kusruti) kümmert sich um alle: in ihrem Job als erfahrene Krankenschwester um die Patienten im Hospital von Mumbai, aber auch im Privaten. Ihre junge Kollegin Anu (Divya Pabha), die ihre Freiheit liebt und deren Eltern nichts von ihrem Liebhaber erfahren dürfen, hat sie bei sich in der Wohnung aufgenommen. Als ihre ältere, verwitwete Freundin Parvaty (Chhaya Kadam) aus ihrem Appartement zu fliegen droht, fühlt Prabha sich ebenfalls verantwortlich. Dabei hat sie selbst genug um die Ohren. Ihr Mann war kurz nach der Heirat nach Deutschland ausgewandert, der Kontakt ist seitdem abgebrochen. Die indische Regisseurin Payal Kapadia hat bislang vor allem als Dokumentarfilmerin gearbeitet. Mit ihrem Spielfilmdebüt gewann sie, als erste indische Regisseurin überhaupt, den Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes. Ihr Film ist eine Ode an weibliche Solidarität und eine ambivalente Liebeserklärung an ihre Heimatstadt Mumbai, die sie in poetischen Bildern zeigt und dabei gleichzeitig Probleme wie ökonomische Zwänge, Kastensystem, arrangierte Ehen und schlecht bezahlte Care-Arbeit verdeutlicht.

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© Rapid Eye Movies

Regie und Buch: Payal Kapadia. Mit: Kani Kusruti, Divya Prabha, Chhaya Kadam, Hridhu Haroon. Länge: 114 Minuten. FSK: ab 12 Jahren, ff. FBW: ohne Angabe.

Eine Erklärung für Alles (Ungarn/Slowakei 2023)

Eigentlich ist die mündliche Prüfung in Geschichte nur eine Formsache. Ábel würde eine 4 reichen, dann hätte er an seiner Schule in Budapest das Abitur bestanden. Doch in der Prüfung bringt er kein Wort heraus. Ist es ein Blackout, ein Auflehnen gegen den von den Eltern vorgegebenen Weg oder hat er wirklich keine Ahnung, weil er, abgelenkt durch Liebeswirren, nicht gelernt hat? Das enthüllt der Film bis zum Schluss nicht wirklich. Ábels Vater aber glaubt, der Lehrer habe Ábel wegen eines politischen Ansteckers durchfallen lassen. Schon bald verbreitet sich das Gerücht, eine Nachwuchsjournalistin bekommt Wind davon und der Skandal ist in der Welt. So wird aus der Geschichte um eine misslungene Abiturprüfung ein packendes Porträt der polarisierten ungarischen Gesellschaft.

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© Grandfilm

Regie: Gábor Reisz. Buch: Gábor Reisz, Éva Schulze. Mit: Gáspár Adonyi-Walsh, István Znamenák, András Rusznák, Rebeka Hatházi, Eliza Sodró. Länge: 128 Minuten. FSK: ab 12 Jahren, ff. FBW: ohne Angabe

Der Spitzname (Deutschland 2024)

Anna (Janina Uhse) und Thomas (Florian David Fitz) wollen heiraten und haben die Familie in die Tiroler Alpen eingeladen. Doch wie zu erwarten, entladen sich während des Aufenthalts die Probleme aller Beteiligten. Anna und Thomas stehen vor wichtigen Karrierepunkten, der nur widerwillig angereiste Stephan (Christoph Maria Herbst) verheimlicht, dass er seine Stelle als Literaturdozent verloren hat, die Kinder von ihm und Elisabeth (Caroline Peters) verursachen mit woken Ideen Chaos, und Dorothea, die Mutter von Elisabeth und Thomas, ist mittlerweile mit René verheiratet und hat mit ihm Zwillinge von einer Leihmutter, doch so ganz zufrieden sind sie mit der neuen Lebenssituation nicht. Nach "Der Vorname" und "Der Nachname" kommt das illustre Ensemble erneut für pointierte Dialoge zusammen. Die Chemie des Ensembles stimmt nach wie vor, doch viele Witze wirken nicht mehr ganz so frisch wie noch zu Beginn der Reihe.

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© Constantin Film

Regie: Sönke Wortmann. Buch: Claudius Pläging. Mit: Iris Berben, Florian David Fitz, Janina Uhse, Christoph Maria Herbst, Caroline Peters, Justus von Dohnányi. Länge: 90 Minuten. FSK: ab 6, ff. FBW: ohne Angabe.

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