Filmtipps der Woche
Geteiltes Land, geteiltes Leid
In „Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, ihr Schönen!“ lässt Dokumentarfilmer Torsten Körner Frauen erzählen, die im Osten sozialisiert wurden: Künstlerinnen, Arbeiterinnen, Wissenschaftlerinnen. Die Filmtipps vom 29. August 2024
Die Unbeugsamen
DRA
29.08.2024
3Min

Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, ihr Schönen! (Deutschland 2024)

Mit "Die Unbeugsamen 2" knüpft Regisseur Torsten Körner an seinen erfolgreichen Dokumentarfilm von 2021 an. Aber wo im ersten Teil die Politik-Pionierinnen der Bonner Republik im Fokus standen, erfordern die politischen Bedingungen in der DDR eine andere Auswahl an Protagonistinnen. Körner versammelt 15 Frauen aus ganz verschiedenen Gesellschaftsbereichen wie die Malerin Doris Ziegler, die Schauspielerin Katrin Sass, eine Metallurgin, eine LPG-Vorsitzende oder Potsdams erste Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke. Anhand ihrer Erinnerungen wird deutlich, dass die Gleichberechtigung auch in der DDR alles andere als vollendet war. Einem progressiven Abtreibungsrecht standen in Ostdeutschland sexistische Vorurteile und die Doppelbelastung von Familie und Beruf gegenüber.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

© Majestic Filmverleih

Regie und Buch: Torsten Körner. Mit: Doris Ziegler, Katrin Sass, Katja Lange-Müller Tina Powileit. Länge: 104 Minuten. FSK: ohne Angabe. FBW: ohne Angabe.

Alles Fifty Fifty (Deutschland 2023)

Die locker-flockige Sommerkomödie um überambitionierte Eltern und einen verzogenen Sohn zeigt: Kinder lassen sich nur selten wie ein Unternehmen managen – auch nicht unter Einbeziehung aller verfügbaren Erziehungsratgeber und Psychologenempfehlungen. Die Juristen Marion (Laura Tonke) und Andi (Moritz Bleibtreu) halten sich nach der Scheidung dennoch für Vorzeigeeltern des elfjährigen, wohlstandsverwahrlosten Milan (Valentin Thatenhorst). Alles ist genau abgesteckt, organisiert, klar definiert. Bis das wahre Leben dazwischen kommt und sich alle drei mit Marions neuem Lover (David Kross) im Sommerurlaub in Apulien wiederfinden. Der überdrehte Klamauk bietet keine Überraschungen, macht aber über weite Strecken Spaß. Nicht nur, weil Tonke und Bleibtreu als Elternpaar harmonieren und in den Dialogen brillieren.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

© Leonine Distribution

Regie und Buch: Alireza Golafshan. Mit: Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, Valentin Thatenhorst, David Kross, Axel Stein. Länge: 109 Minuten. FSK: ab 6, ff. FBW: ohne Angabe.

Cuckoo (Deutschland/USA 2024)

Nach dem Tod ihrer Mutter reist die 17-jährige Gretchen (Hunter Schafer) mit ihrem Vater (Marton Csokas) und dessen neuer Familie von Amerika in die Alpen, wo er eine Erweiterung für ein Resort entwerfen soll. Herr König (Dan Stevens), der Betreiber des Hotels, nutzt die Abgeschiedenheit des Ortes für die Aufzucht einer blutrünstigen Spezies. Ähnlich wie beim Kuckuck, der seine Eier in fremde Nester legt, werden deren Nachkommen in menschliche Körper gepflanzt. Der Inszenierung haftet mit zunehmender Dauer etwas ironisch Überdrehtes an, aber insgesamt erzählt Singer spannend und künstlerisch lustvoll. Indem er ein abgelegenes Berghotel zum Schauplatz macht, erweist er seinem großen Vorbild "Shining" von Stanley Kubrick Reverenz. "Cuckoo" ist kein perfekter Horrorfilm, belegt aber, dass auch deutsche Regisseur:innen sich in solchen Genres ausprobieren sollten.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

© Weltkino

Regie und Buch: Tilman Singer. Mit: Hunter Schafer, Dan Stevens, Jessica Henwick, Marton Csokas, Jan Bluthardt. Länge: 102 Minuten FSK: ab 16, ff. FBW: ohne Angabe.

Gloria! (Italien/Schweiz 2023)

Teresa (Galatéa Bellugi) kümmert sich im Jahr 1800 um die Kinder und den Haushalt des klosterähnlichen Waisenhauses mit Musikerziehung Sant' Ignazio nahe Venedig. Alle nennen sie nur "die Stumme". Tatsächlich ist sie vom Klostervorsteher Perlina (Paolo Rossi) mundtot gemacht worden – nach einem traumatischen Ereignis. Beim Putzen entdeckt Teresa im Keller einen kleinen Flügel und beginnt eigene Kreationen auf dem Instrument zu spielen. Das lockt die Orchestermädchen an, die Teresa für ihr unkonventionelles, originelles Spiel bewundern. Gemeinsam schmieden sie für den Besuch des Papstes einen verwegenen Plan, der Perlina blöd dastehen lässt. Filmemacherin und Musikerin Margherita Vicario kombiniert überschwängliche Musikszenen und ein mitreißendes Barockmusical mit einer nur teilweise überzeugenden Emanzipationsgeschichte zu einem herzerwärmenden Feelgood-Movie.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

© Neue Visionen Filmverleih

Regie: Margherita Vicario. Buch: Margherita Vicario, Anita Rivaroli. Mit: Galatéa Bellugi, Carlotta Gamba, Maria Vittoria Dallasta, Sara Mafodda, Paolo Rossi, Vincenzo Crea. Länge: 106 Minuten FSK: ab 12, ff. FBW: ohne Angabe.