Führer und Verführer (Deutschland/Slowakai 2023)
Als Propagandaminister wurde Joseph Goebbels zum zweiten Mann in Nazideutschland. Joachim A. Lang ("Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm") erzählt in seinem Spielfilm von dessen Aufstieg und veranschaulicht mit geschickter Montage von Archivmaterial die perfekt funktionierende Inszenierung des NS-Regimes. Dabei bietet der Film eine Innenansicht der Nazi-Oberen zwischen 1938-1945, die die Verbrechen klar benennt und nicht versucht, die menschliche Seite der Protagonisten zu erforschen oder sie durch plumpe Imitation körperlicher und sprachlicher Besonderheiten zu charakterisieren. Die Auseinandersetzung mit Propagandamitteln und der Macht von Bildern bekommt angesichts des aktuellen Aufstiegs rechter Demagogen, die mit ganz ähnlichen Mitteln arbeiten, besondere Bedeutung.
Ausführliche Kritik bei epd-Film.
Regie und Buch: Joachim A. Lang. Mit: Robert Stadlober, Fritz Karl, Franziska Weisz, Sascha Goepel, Katia Fellin, Raphalea Möst. Länge: 135 Minuten. FSK: ab 12, ff. FBW: besonders wertvoll.
Ein kleines Stück vom Kuchen (Iran/Frankreich/Schweden/Deutschland 2024)
Die 70-jährige Mahin (Lily Farhadpour) lebt seit dem Tod ihres Mannes und der Ausreise ihrer Tochter nach Europa allein in Teheran. Ein Zustand, mit dem sie sich nicht abfinden möchte. Als sie in einem Café auf den alleinstehenden Taxifahrer Faramarz (Esmail Mehrabi) trifft, fasst sie sich ein Herz und lädt ihn spontan zu sich nach Hause ein. Gemeinsam erleben sie eine unvergessliche Nacht mit Tanzen, Wein und gutem Essen. Unter das Glück aber mischt sich ein Bangen: haben die beiden sich übernommen, könnte die neugierige Nachbarin die Sittenpolizei rufen? Sanft, einfühlsam und mit feinem Humor erzählen Maryam Moghadam und Behtash Sanaeeha von Alter und Einsamkeit und streuen dabei auf subversive Weise auch Kritik am iranischen Regime ein. Auf der diesjährigen Berlinale war der Film der heimliche Liebling und erhielt die Preise der ökumenischen Jury und der internationalen Kritik
Ausführliche Kritik bei epd-Film.
Regie und Buch: Maryam Moghadam, Behtash Sanaeeha. Mit: Lili Farhadpour, Esmaeel Mehrabi, Mohammad Heidari, Melika Pazouki. Länge: 97 Minuten FSK: ab 12 Jahren, ff. FBW: ohne Angabe.
Ich – Einfach Unverbesserlich 4 (USA 2024)
Im vierten Animationsfilm der Reihe ist Superschurke Gru längst zum Verbrecherbekämpfer und fürsorglichen Familienvater geworden. Als sein Erzfeind Maxime aus dem Hochsicherheitsgefängnis entkommt und Rache schwört, muss die Familie zunächst untertauchen und sich dann zusammenschließen, um das entführte Baby Gru Junior zu retten. Die Handlung ist eher dünn gestrickt, für gelungene Momente sorgen wieder einmal Grus chaotische gelbe Helferlein, die Minions. Dadurch dass einige von ihnen durch ein Serum zu "Mega-Minions" werden, können sie in veränderter Rolle in die Handlung eingreifen.
Ausführliche Kritik bei epd-Film.
Regie: Chris Renaud. Buch: Ken Daurio, Mike White. Mit: Stimmen (Deutsch): Oliver Rohrbeck, Martina Hill, Jens Knossalla. Länge: 95 Minuten FSK: ab 6 Jahren, ff. FBW: ohne Angabe.
Madame Sidonie in Japan (Frankreich/Deutschland/Schweiz/Japan 2023)
Isabelle Huppert spielt die französische Schriftstellerin Sidonie, die um ihren kürzlich verstorbenen Ehemann trauert. Bei einer Lesereise durch Japan versucht sie, ihren Kummer zu vergessen und gemeinsam mit ihrem Verleger Kenzo (Tsuyoshi Ihara) in die japanische Kultur einzutauchen. Der Geist ihres Ehemannes Antoine (August Diehl) jedoch scheint sie weiter zu verfolgen. Der Film zeigt wunderschöne, teils mit bewusster Künstlichkeit gestaltete Bilder Japans, wartet aber auch immer wieder mit Kulturklischees auf. Der Rückgriff auf Japan als Land der Geister und der entsprechende Auftritt von Sidonies Ehemann, der das Leben seiner Frau in neue Bahnen lenkt, ist charmant gedacht, entfaltet aber zu wenig Tiefe, um zu berühren.
Ausführliche Kritik bei epd-Film.
Regie und Buch: Élise Girard. Mit: Isabelle Huppert, August Diehl, Yuko Hitomi, Masumi Fukushi. Länge: 95 Minuten FSK: ohne Angabe. FBW: ohne Angabe.
