Schnappschüsse aus der Kuhglocke
Tim Wegner
25.01.2015

Als es schon fast normal war, dass Bauern in ihren Kuhställen Webcams hängen hatten und die Bilder ins Internet stellten, ging der Schweizer Landwirt Christoph Sigrist einen Schritt weiter: Er schraubte eine Billigkamera in eine Kuhglocke und hängte sie seinem Lieblings-Galloway-Rind Sofie um den Hals. Er wollte wissen: Wie sieht eine Kuh die Welt? Da Kühe leider Gewohnheitstiere sind und sich also an immer denselben Stellen zum Wiederkäuen niederlegen, versah Sigrist alsbald auch befreundete befreundete Kuhbauern und Sennerinnen mit Kuhkameras. Am Ende steht ein Bildband.Man sieht Almwiesen in Sonne oder Nebel oder mit Schnee, oft verwackelt, gern mit schiefem Horizont, am oberen Bildrand meist das flaumig-verschwommene Kuhmaul, man sieht den Hintern der nächsten Kuh, die Zunge, wie sie das Kalb leckt, die Sennerin mit dem Melkschemel um die Hüfte gebunden. Ist das spannend, muss man das haben, soll man das verschenken? Sagen wir mal so: Manche Menschen finden so was langweilig, sobald sie das Prinzip verstanden haben (Kamera um Kuhhals), andere schmökern sich von Foto zu Foto und werden ruhig, allein schon weil ihr Blick plötzlich tiefergelegt ist. Es gibt übrigens auch kleine erklärende Texte zu Fragen wie: Warum liegen die Kühe nicht in der geschützten Wiesenmulde, sondern gern an der windigen Geländekante? Warum und wann bespringen Kühe andere Kühe?

Cowcam, Faro Verlag, 32 Euro

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