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Anna oder: Was von einem Leben bleibt
An Autoren, die ihren Müttern und Großmüttern nachspüren, mangelt es nicht. Seltener ist das Bemühen, sich an die Urgroßeltern zu erinnern, an eine Generation, deren Spuren oft verwischt sind. Umso schöner, dass Henning Sußebach ein Bild seiner Urgroßmutter Anna (1867 – 1932) zeichnet. Wenige Gegenstände sind von ihr erhalten, doch mit Recherche und Vorstellungsvermögen gelingt es ihm, eine außergewöhnliche Frau zu porträtieren. Eine, die mit zwanzig als Lehrerin ins Sauerland kam, jahrelang wartete, bis sie ihre große Liebe, einen Gasthoferben, heiraten durfte. Als der kurz nach der Eheschließung stirbt, übernimmt sie unerschrocken den Gasthof und die Poststation, zieht zwei Kinder groß. Ein selbstbewusstes, emanzipiertes Leben, das nun dem Vergessen entrissen ist.
Er kenne Herrn Benz nicht, sagt Herr Daimler
Etwa zur gleichen Zeit spielt Ronald Rengs Roman, der Technik- und Wirtschaftsgeschichte auf lebendige, humorvolle Weise spiegelt. Ohne voneinander zu wissen, arbeiten in den 1880er Jahren die Herren Benz und Daimler, der eine in Mannheim, der andere in Bad Cannstatt, daran, das erste selbstfahrende Vehikel mit Verbrennungsmotor zu entwickeln. Obwohl von vielen verlacht, lassen sich die konkurrierenden Erfinder nicht beirren, können auf die Unterstützung ihrer Frauen Bertha und Emma zählen. Ein Wettlauf mit der Zeit, ein Wettlauf um die Patente setzt ein. Vereint zu Daimler-Benz werden ihre Namen erst viel später.
Henning Sußebach: Anna oder: Was von einem Leben bleibt. C.H.Beck. 205 Seiten, 23 Euro.
Ronald Reng: Er kenne Herrn Benz nicht, sagt Herr Daimler. Piper. 272 Seiten, 22 Euro.