Afghanistan
Auch Mädchen in Afghanistan wollen lernen
Der Verein "Afghanistan-Schulen" kämpft seit 40 Jahren für die Bildung von Jungen und Mädchen in Afghanistan - und lässt sich auch von den Taliban nicht vertreiben
Der Verein "Afghanistan-Schulen" kämpft seit über 40 Jahren für das Recht von Mädchen auf Bildung
Mädchen dürfen in Afghanistan nur noch bis zur 6. Klasse die Schule besuchen. So wollen es die Taliban
PR
Tim Wegner
28.05.2025
2Min

Es ist eine beeindruckende Bilanz nach über 40 Jahren engagierter Arbeit: 60 Schulen neu gebaut, dazu 54 Zusatzgebäude und Sanierungen maroder Schulgebäude. Rund 77.500 Schulkinder wurden erreicht. Früher gab es 20 Schulen in der Region Andkhoi und rund um die Stadt Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans, heute sind es 72.

Der Verein Afghanistan-Schulen ist seit Jahrzehnten im Land am Hindukusch aktiv und lässt sich auch durch politische Exzesse der regierenden Taliban nicht abschrecken. Doch seit dem Putsch der Taliban im Sommer 2021 hat sich viel verändert. Bildungseinrichtungen wurden geschlossen; Mädchen, die älter als 12 Jahre sind, dürfen nicht mehr zur Schule gehen; Frauen werden aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Wenn der Verein seinen einheimischen Mitarbeitenden den Lohn zukommen lassen will, muss er das Geld persönlich überbringen und manchmal Distanzen von bis zu 100 Kilometern überwinden, weil Auslandsüberweisungen nicht mehr möglich sind.

Immerhin: Noch gibt es 58 Männer und 75 Frauen, die sich vor Ort für die Kinder engagieren. Sie organisieren Kurse für Jungen der Klassen 7 bis 12; darunter auch Vorbereitungskurse für die Uni. Für Mädchen ist ein Schulbesuch nur bis zur 6. Klasse möglich, das sei zumindest eine "gute Basisbildung", sagt Marga Flader, die Leiterin des Vereins. Sie kam in den 1990ern zum Verein und wurde 2019 in Deutschland für ihre Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie lässt sich nicht entmutigen - aber sie weiß auch: "Die Restriktionen der Taliban sind brutal." Das Land befinde sich in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Viele Menschen würden hungern, die Not sei riesig, sagt Marga Flader. Aber es gebe nicht mehr so viele Über- und Angriffe der Taliban im Alltag.

Viele andere Hilfsorganisationen haben das Land verlassen; USAID hat alle Unterstützung gekappt; auch das UN-Welternährungsprogramm gibt keine Mittel mehr. Angesichts der großen Not hat der Verein 2024 seine Satzung geändert, damit auch Projekte im Gesundheitsbereich finanziert werden können, vor allem für Frauen und Kinder.

Der Verein finanziert nun auch drei Frauenzentren für Analphabetinnen in und um Andkhoi. Die Frauen lernen lesen, schreiben, rechnen, nähen und stricken. Der Verein lässt Bücher kaufen und verteilt sie an die Mädchen zu Hause, damit sich auch diejenigen weiterbilden können, die nicht mehr zur Schule gehen dürfen. Marga Flader und ihr Team wissen von vielen Eltern, dass sie auch ihren Töchtern Bildung ermöglichen wollen. Nicht nur Mütter, sondern auch Väter sagen ihr immer wieder: "Wir wollen, dass es unsere Kinder besser haben."

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