Lena Gerlach, Jann Höfer
Sprachstunde - Folge 26: Eigenverantwortung
Sprachstunde - Folge 26
Udo Stiehl, Journalist und Initiator des Projekts "Floskelwolke", diskutiert mit Ursula Ott, warum die "Eigenverantwortung" in der Pandemie oft falsch verwendet wird.
Tim Wegner
02.03.2022

Der Autor und Journalist Udo Stiehl hat vor einigen Jahren das Internetprojekt "Floskelwolke" ins Leben gerufen. Gemeinsam mit einem Kollegen sammelt er Begriffe in deutschsprachigen Medien, die häufig falsch verwendet werden. Jedes Jahr küren er und sein Team die Floskel des Jahres. 2021: "Eigenverantwortung".

Jann Hoefer

Udo Stiehl

Udo Stiehl, geboren 1970 in Köln, ist freiberuflicher Hörfunkredakteur und Sprecher. Er arbeitet für die Nachrichtenredaktionen des WDR und des Deutschlandfunks. 2014 entwickelte er mit Sebastian Pertsch die "Floskelwolke" – eine Internetseite, die den Gebrauch von Phrasen und Floskeln in deutschsprachigen Medien analysiert. Das Projekt, welches auch auf Twitter erfolgreich ist, wurde 2015 für den Grimme Online Award nominiert. Udo Stiehl lebt in Köln.
Tim Wegner

Ursula Ott

Ursula Ott ist Chefredakteurin von chrismon und der digitalen Kommunikation im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH. Sie studierte Diplom-Journalistik in München und Paris und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Sie arbeitete als Gerichtsreporterin bei der "Frankfurter Rundschau", als Redakteurin bei "Emma", als Autorin und Kolumnistin bei der "Woche", bei der "Brigitte" und bei "Sonntag aktuell" sowie als freie Autorin für Radio und Fernsehen. 2020 und 2021 wurde sie unter die 10 besten Chefredakteur*innen des Jahres gewählt. 2019 schrieb sie den Bestseller "Das Haus meiner Eltern hat viele Räume. Vom Loslassen, Ausräumen und Bewahren".

"Das Problem ist nicht das Wort selbst, sondern die Verwendung und die Zweckentfremdung", sagt Stiehl in der neuen Folge der Sprachstunde. "Es ist ein legitimer Begriff mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung, aber man kann das Ding auch aushöhlen oder falsch verwenden." Gerade im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen sei die Eigenverantwortung oft in einem unklaren Kontext verwendet worden.

"Gemeint ist eigentlich die soziale Verantwortung: Wenn man sich schützt, schützt man nicht nur sich selbst, sondern auch andere." Aber auch Gegner der Corona-Maßnahmen hätten den Begriff gekapert, indem sie behaupten, sie bräuchten keine Impfung und keine Masken, weil sie das Risiko einer Erkrankung selbst - also eigenverantwortlich - regeln könnten. Dadurch sei das Wort verzerrt worden, sagt Stiehl im Podcast. "Es ist ein Begriff, der verwendet werden kann, um die Verantwortung hin- und herzuschieben", meint Stiehl.

Wie die Pandemie unsere Sprache insgesamt verändert hat, was Eigenverantwortung mit Sturmwarnungen zu tun hat und ob "Gute-Kita-Gesetz" eine gute oder schlechte Floskel ist, diskutieren chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott und Udo Stiehl in der Sprachstunde. Am besten gleich reinhören, aber nur auf eigene Verantwortung!

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