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Das Musikstück heißt Rajang Deva. Ich tanze dazu, seit ich laufen kann. Es ist wie ein Gebet. Ich verliere mich in der Musik und bin zu Hause, in meinem Körper, in der Mitte, in meinem Universum. Ich bin auf Bali geboren, unsere Religion nennt sich Agama Tirta – der Glaube, dass das Wasser heilig ist. Es gibt Rituale für Menschen, Götter, dunkle Energie . . . Die Musik dazu spielen Orchester mit Flöten und Trommeln. Aber die Hauptinstrumente sind Gamelan, Xylofone aus Messing.
Meine schönste Erinnerung ist die an ein Fest im Tempel, ich war klein: Am Tag davor sahen wir im Garten nach Blüten, bestellten bei den Bäumen: "Morgen brauchen wir viele Blüten von euch für Schmuck und Girlanden." Davon, dass wir etwas Schönes machen durften, zehrt meine Seele bis heute.
Die Großmütter nannten uns Kinder "Götter". Sie bastelten uns Kopfschmuck. Wir wurden schön angezogen, geschminkt, hinter unsere Ohren tupften sie Sandelholzduft. Mein Opa trug mich in den Tempel, weil ich noch nicht weit laufen konnte. Er leitete die Musiker an. Ich sehe ihn vor mir, wie er vorn sitzt und spielt. Alle tanzen. So schön! Das gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit.
Serie Tonspuren
Für diese Reihe haben die Fotografen Anna-Kristina Bauer und Andreas Graf Menschen verschiedener Religionen nach ihrem Bezug zu spirituellen Liedern befragt. Mehr Infos zur Serie Tonspuren: www.chrismon.de/musik.