Podcast "Sprachstunde"
Warum haben Geschlechtsteile häufig "Scham" im Namen?
Vulvalippen statt Schamlippen: Die Autorin Gunda Windmüller plädiert für einen unverkrampften Umgang mit Geschlechtsteilen in der Sprache
Tim Wegner
Aktualisiert am 24.09.2024

Schambein, Schamhaare, Schamlippen: Auffallend oft steckt der Begriff "Scham" in Wörtern, die mit Geschlechtsorganen und Sexualität zu tun haben.

Herrscht heutzutage wieder mehr Verschämtheit als vor 20 oder 30 Jahren? "Wenn das schon so heißt, wie kann man denn junge Frauen dazu bringen, diese Wörter zu benutzen oder sich mit ihrem Geschlechtsteil auseinanderzusetzen?", fragt die Autorin Gunda Windmüller. Sie hat 2018 eine Petition gestartet, damit das Wort "Vulvalippen" als Alternative zu "Schamlippen" in den Duden aufgenommen wird.

Wie ein neues Wort in den Duden kommt, warum gerade jüngere Frauen Schwierigkeiten haben, ihr Geschlechtsteil zu benennen und wie sich der gesellschaftliche Umgang mit der Menstruation verändert hat, besprechen Gunda Windmüller und Ursula Ott in der 36. und letzten Folge der Sprachstunde.

Diese Folge erschien erstmals am 31. August 2022.

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SPRACHE hat als Initialzündung einen wesentlich höheren Stellenwert als allgemein angenommen. Immer häufiger sind in den Druckmedien und im TV Fäkalinjurien als besondere Sprachkraft üblich geworden. Zur Besorgnis die Beobachtung, dass der Einfluss von Umwelt, sozialen Medien und den TV-Programmen einen massiven Niederschlag auch bei denen findet, deren Kinderstube diese Ausdrücke nicht kannte. Für Psychologen ein tägliches Problem. Was früher im Theater mit bürgerlichem Entsetzen als Narrenfreiheit toleriert wurde, wird jetzt auf der Straße, in allen Medien, auch und zusätzlich durch die Influencer als Bild und Sprache zur Waffe mit Auflagen- und "Teilen"-Erfolg. Exemplarisch dafür „GANGSTA-RAP macht Schule“ am 13.1.23 um 20.17 im TV. Es gibt Hinweise darauf, dass die von GAGSTA-RAP vermittelten Inhalte und Sprache auch für die Sylvesterausschreitungen mitverantwortlich sind“. Dieser Zusammenhang ist ja nun wahrlich nicht neu und kann jederzeit in den Sprachgewohnheiten von Familien nachgehört werden. Das gilt dann auch für alle anderen Medien und für alle bisherigen und künftigen Ausschreitungen (FAN-Kurven und "Pyrotechniker"). Gedanken sind frei und können eigenartige Wege gehen, die nie ernsthaft gedacht werden wollen. Werden sie aber von den Medien und fragwürdigen “Vorbildern" salonfähig gemacht, werden sie geteilt, dann wird die Freiheit der Gedanken entfesselt zur Forderung, zur Sprache, zum Geschrei, bis zur unkontrollierten Gewalt. Besonders in der Menge auch zur multiplizierten Tat. Auch die NS-Zeit hat von diesen Zusammenhängen gelebt. In den Parteiversammlungen der Extremen und den Demos ebenso. So entsteht letztlich auch eine Beweiskette der eigenen Überzeugungen. Enthemmen dann noch wie an Sylvester zusätzlich Drogen/Alkohol und Gruppenverhalten, fliegen Steine und brennen Barrikaden. Straße und Menge als eine „Self fullfilling Hysterie“. Die Verantwortung des Einzelnen wird durch die Anonymisierung gesetzlich verhindert. So wird die freie Meinung zur anonym befreiten Tat. Entscheidend ist die leichtsinnige schriftliche und sprachliche Entfesselung von unkontrollierbaren Emotionen durch die Öffentlichkeit. Die sich danach auch noch mit fadenscheinigem Entsetzen über die missratenen Folgen ihrer eigenen Sprache, Schrift und Bilder echauffiert. Die Medien können am besten selbst beurteilen, in welchem Umfang (den sie nicht zuzugeben bereit sein werden) in ihren Ausgaben, Produktionen und Sendungen bereits Fäkalinjurien, Obszönitäten und Gewaltverherrlichungen als Vorbilder zur Anerkennung (ob sie wollen oder nicht) Eingang gefunden haben. Das erfolgt auch mit Musikbegleitung. Das ist beileibe auch keine Entwicklung, die nur uns betrifft. Denn F..ck Baby Buddy als Begrüßung ist ja global nicht mehr ungewöhnlich. Böhmermann und viele andere der medialen Wertschaffenden sind mit dem Grimmepreis als Auszeichnung Nutznießer. Ein Mittelfinger hat Brüder. Denn Nachfolge von Gedanken und Absichten ist die Sprache, das Geschrei und ihre Folge, die Tat. Sprache bestimmt die künftige Kultur mit den dann üblichen Taten. Wer obszön und Gewalt (Gangsta-Rap) gelernt hat und darin Anerkennung findet, wird davon in seiner „Stube“ nicht lassen. Für diese Entwicklung kann man keine Sympathie haben