Foto: Gerald von Foris
Politik mit der Bibel – zum Beispiel beim Thema Sonntagsschutz, in der Energiepolitik?

Haben Sie sich in den letzten Wochen auch schon einmal gefragt, welcher Politiker denn bereit ist, zuzu­geben, dass er einen Fehler gemacht hat? Haben Sie sich angesichts der Aussagen über die nun notwendige Energiepolitik auch gefragt, warum eigentlich kein Poli­tiker über die eigenen Fehlentscheidungen gesprochen hat – und zwar egal, ob es Politiker der Couleur Schwarz-Gelb oder Rot-Grün waren? Können Politiker überhaupt Fehler zugeben?


Genau das tut der Politiker und Vize­präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Günther Beckstein, in seinem neuen Buch über „Die Zehn Gebote“. In ihm schreibt er, welche Bedeutung für ihn als Politiker diese Gebote haben. Es ist ein spannendes Buch, ein Buch, das sehr viel über ihn als Politiker, doch noch viel mehr über ihn als überzeugten evangelischen Christen aussagt. Es ist schließlich ein Buch, das uns allen helfen kann, unser politisches Handeln und Denken intensiver vom Wort Gottes her, und das heißt insbesondere von den Zehn Geboten her zu beleuchten. Und es ist interessant, dass Beckstein zu fast allen Themen der politischen Ethik von einem der Gebote her Stellung nehmen kann.

Ein Politiker, der in der Lage ist zu sagen: Das war ein Fehler


Am meisten hat mich der Satz beeindruckt: „Im Nachhinein betrachte ich das als Fehler“ – nämlich seine Haltung zur Öffnung des Sonntagsschutzes. Auch wenn diese Frage zurzeit bei weitem nicht so viel politisches Gewicht hat wie die nach der Energiepolitik: An dieser Äußerung lässt sich etwas Grundsätzliches ablesen – die Bereitschaft, eine politische Haltung zu revidieren. Was war geschehen? Wir hatten im Jahr 2006 einen Dissens in der Frage, ob eine Ausnahmegenehmigung vom Sonntagsschutz gegeben werden sollte, konkret: zum Betrieb von Autowaschanlagen. Ich war dagegen, er dafür. Mir geht es dabei geradewegs um die ­Geltung des dritten Gebots: „Du sollst den Feiertag heiligen.“
Ich erwähne dies hier nicht, weil Beckstein mir in dieser Frage nachträglich recht gibt, sondern weil ich es ein großartiges Zeichen finde, wenn ein Politiker in der Lage ist zu sagen: „Das war ein Fehler.“ Solch eine Haltung vermissen wir ja bei Politikern häufig, auch in den gegenwärtigen Auseinandersetzungen um die richtige Energiepolitik – übrigens nicht nur auf einer Seite der Debatte.


In der Frage des Atomausstiegs ist die evangelische Kirche nicht durchgängig ­einer Meinung. Es gibt etliche Stimmen für den Ausstieg, aber auch verhaltenere Äußerungen dazu – wie in der Politik auch. Es ist doch keine Schande, wenn Politiker aufgrund der Ereignisse sagen würden: Das war wohl ein Fehler.

Die Zehn Gebote können eine Richtschnur sein fürs Regieren


Wenn ich Günther Beckstein fragen würde: Kann man mit den Zehn Geboten die Welt regieren? Dann würde er deutlich sagen: Ja. Die Zehn Gebote sind dafür eine Richtschnur. Alle wesentlichen Probleme der politischen Ethik werden dort behandelt. Die Zehn Gebote sind tatsächlich Handlungsanweisungen für Christen, gerade auch für die, die Politik machen.


Und wenn ich weiter frage: Bedeutet das also, dass wir in der Bibel die notwendigen Normen finden, die uns immer ­sagen, was zu tun ist und dass wir keine Fehler machen, solange wir uns daran ­halten? Dann lese ich in seinem Buch: „Ich weiß: Selbst wenn ich mich noch so anstrenge, werde ich nicht schuldlos bleiben können. Die Gewissheit der Vergebung ist für mich daher die große befreiende Bot-schaft, die mein Leben prägt, im Privaten wie im Politischen.“

Günther Beckstein: Die Zehn Gebote. Anspruch und Herausforderung (2011)

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wenn Herr Beckstein sich danach gehalten hätte wie er jetzt schreibt dann wäre er noch MP von Bayern !
schaut so aus als wäre das nur als Gag für sein Buch gedacht ! ?
alle Politiker müssen nach den 10 Geboten handeln sonst müssen Sie wie Hr. Beckstein weg !
wir Bürger müssen uns auf alle Politiker verlassen können und das geht nur mit wahren Regeln wie die 10 Gebote !

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Dass sich der Politiker und Vizepräses der Synode der
Evangelischen Kirche in Deutschland, Günther Beckstein,
heute so engagiert für eine Politik auf der Grundlage
der Zehn Gebote ausspricht, verdient Lob und Anerkennung.
Erstaunt aber auch. Als bayerischer Innenminister war
Beckstein bekanntlich ein ausgesprochener Hardliner,
der in seinem Bundesland das Asylrecht sehr restriktiv
angewandt hat. Aber freuen wir uns über den Sinneswandel
des Mannes, über seine Wandlung vom Saulus zum Paulus.
Uwe Tünnermann