Bernd S. aus Hamburg fragt:
Heiligabend sind wir bei unserer Tochter. Unsere beiden Enkelkinder werden mit Spielzeug überhäuft. Nun reichte meine Tochter einige Wünsche weiter. Sie und mein Schwiegersohn erwarten, dass wir Großeltern uns wieder daran halten. Wir wollen es in diesem Jahr aber anders machen und Zeit schenken für Ausflüge. Die Umwelt leidet genug unter unserem Konsum. Wie verhindern wir einen Affront?
Stefanie Schardien
Stefanie Schardien antwortet:
Machen wir ein kleines Experiment und katapultieren uns gedanklich ins Weihnachtsfest 2055. Stellen wir uns vor, Ihre dann erwachsenen Enkel werden von den eigenen Kindern nach Erinnerungen an die Geschenke der Großeltern gefragt.
Was werden sie wohl antworten? Da gab es das zwanzigste Bau-Set oder dieses Computerspiel? Es braucht kaum Vorstellungskraft, um zu ahnen, dass Sie mit der Zeit für Ausflüge etwas schenken, das Ihren Enkeln ihr Leben lang in schöner Erinnerung bleiben wird.
Lesetipp: Was soll man zu Weihnachten schenken?
Fraglich bleibt, warum Sie trotzdem einen Affront befürchten. Den hielte ich nur für realistisch, wäre Ihre Tochter wirklich auf Unterstützung angewiesen. Es gibt Familien, in denen ein Paar Schuhe oder die neue Schultasche unter dem Christbaum wirklich helfen. Danach klingt es aber nun in Ihrem Fall nicht.
Warum gibt Ihre Tochter diese Wunschlisten aus? Entweder um Sie von der Suche im Spielwarengeschäft zu entlasten – oder damit im Zuviel der Gaben zumindest nichts hinzukommt, was die Kinder so gar nicht gebrauchen.
Gemeinsame Zeit und Erlebnisse laufen aber in einer anderen Kategorie, zumal Sie sogar auch noch den Eltern Zeit schenken. Und nicht zuletzt gilt: Schenkende dürfen immer eine Portion Freiheit beanspruchen, um dem Glück der Überraschung zumindest eine Chance zu geben.



