Die Deutschen sind "Krisenakrobaten", sagen Sie – eher die verarmten Artisten an der roten Ampel oder eher "Stars in der Manege"?
Stephan Grünewald: Wir sind Stars in unserer privaten Manege. Wir haben in Tausenden von Interviews festgestellt: Im Privaten jonglieren die Leute äußerst wirksam, haben Selbstvertrauen - aber diese Resilienz wirkt nicht auf die Gesamtgesellschaft.
Was heißt das?
Unsere große Zuversichtsstudie sagt: 87 Prozent sind zuversichtlich mit Blick aufs Private, aber nur 23 Prozent mit Blick auf Politik und Gesellschaft. Krisen wirken wie Zombies, sie kommen ewig immer wieder. Also ziehen sich die Leute in ihr Schneckenhaus zurück und ziehen einen Vorhang vor die Welt da draußen. Sie gucken weniger Nachrichten, lesen weniger Zeitung. Maximierung der privaten Zufriedenheit durch Minimierung des Gesichtskreises. Aber der Vorhang ist nicht blickdicht. So entsteht eine diffuse Bedrohung, ein Gruselkabinett.
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