Geschenke sorgen oft für Streit. Das wurde gerade durch eine repräsentative Studie bestätigt. 60 Prozent aller Befragten sagen, dass sie von einem Weihnachtsgeschenk schon einmal bitter enttäuscht wurden, und 55 Prozent berichten sogar, dass das Geschenk zu Streit geführt hat. Sollte man Weihnachtsgeschenke also lieber gleich weglassen, damit das Fest der Liebe nicht zum Streitfest wird? Klingt einleuchtend.
Es gibt aber auch gute Gründe dafür, an Weihnachten etwas zu verschenken. Schon in der Bibel wird Weihnachten mit dem freiwilligen Geben in Verbindung gebracht. An Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu. Die Bibel berichtet von drei Sterndeutern, besser bekannt unter ihrem nicht biblischen Namen "Heilige Drei Könige". Sie folgten einem Stern, der sie zu Maria, Josef und dem Jesuskind in der Krippe führte. Als sie dort ankamen, warfen sie sich auf den Boden, beteten und überreichten drei symbolisch aufgeladene Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe (Mt 2,1–11).
Diese Geschichte ist zwar höchstwahrscheinlich kein historischer Bericht. Sie verdeutlicht aber einen der Ursprünge des Schenkens: Die Geschenke der Sterndeuter erinnern nämlich an Tributgeschenke, die man einem mächtigen Herrscher machte (Gold), und an Opfergaben, die man einem Gott darbrachte (Weihrauch und Myrrhe). Tribut und Opfer sind uns heute zwar fremd, aber die dahinterstehende Logik leuchtet noch immer ein: geben, damit man etwas zurückbekommt, und geben, um sich dankbar zu zeigen, dass man etwas bekommen hat. Geschenke sind Beziehungspflege – damals wie heute.
Die Bibel ist voller Geschichten über kultische Opfer. Im Christentum gibt es diese Art von Opfer zwar nicht, aber die Opfer-Tradition wirkte trotzdem weiter – wie die Geschichte der drei Sterndeuter zeigt. Und sie wirkt bis heute und ist selbst aus unserem gegenwärtigen Ritual der Weihnachtsgeschenke nicht ganz verschwunden. Wer hätte nicht schon einmal ein Geschenk gemacht, um beim Beschenkten gut dazustehen? Oder etwas Teureres gekauft, weil der oder die andere auch immer so teure Sachen verschenkt? Und gerade das Geschenk aus Dankbarkeit ist auch einfach eine schöne Geste.
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