Balkongefühle
Es gibt selten diesen einen Moment, dieses eine Gefühl, das den Sommer auf den Punkt bringt. Und doch gibt es einen Ort, der mir sofort in den Kopf schießt, wenn die ersten Ahornbäume ihre Blätter lassen, die Temperaturen fallen und ich mich nach Wärme und Leichtigkeit sehne: der Balkon meiner alten Hamburger WG.
Er ist gerade groß genug für zwei Klappstühle, einen wackligen Tisch und zwei Blumenkästen am Stahlgeländer, durch das sich seit Jahren der Rost frisst. Oft saß ich dort von morgens bis abends mit meinem Mitbewohner. Vor uns Croissants und Marmelade, später Sekt auf Eis und eine ungesunde Menge Zigaretten. Aus den Lautsprechern dröhnte Italo Disco. Wir mussten nicht viel reden. Wir streckten die Füße über das Geländer und hörten der heiseren Stimme unserer Nachbarin zu, die regelmäßig ihren Mann anschrie – wegen Dingen, die alle gleich belanglos waren.
Das Leben war gut.
Und doch frage ich mich bis heute, warum es ausgerechnet dieser kleine Balkon ist, an den ich denke. Nicht das Meer, nicht einer der Parks, in denen wir uns auf Picknick-Decken durch die Wochenenden fläzten.
Vielleicht, weil ein Balkon wie ein Fenster zur Welt ist. Man ist draußen, ohne wirklich draußen zu sein. Niemand kann einem vorwerfen, nur drinnen zu hocken, und doch bleiben alle Annehmlichkeiten der Wohnung in Reichweite: die Toilette, der Kühlschrank, die Matratze für den unvermeidlichen Drei-Rosé-intus-Mittagsschlaf.
Vielleicht denke ich auch an diesen Balkon, weil er mir so viel mehr gab als ich von ihm erwartete. Dort brauchte es kein perfektes Wetter und ich musste auch keine Urlaubspostkarten schreiben, niemand fragte mich später: "Naaa, gut erholt?" Darin liegt eine Freiheit, die nichts braucht außer dem Moment. Kein Meer, kein Park – nur das Einverständnis, den Tag geschehen zu lassen.
Und ja, wahrscheinlich entstehen an so einem Ort Sommergefühle, nämlich genau dann, wenn wir nicht nach ihnen suchen.
Das schöne ist: Auf einen Balkon kann man sich auch im Herbst setzen, mit einer Wolldecke. Vielleicht probiere ich das bald und denke an den Sommer. Oder ich trinke einen Glühwein und denke einfach direkt an den Winter. Der ist ja so gesehen auch ganz okay und gar nicht mehr so weit weg.
Paul Weinheimer
Tipps: Draußen unterwegs sein mit Kindern
Das Schöne an meinem Balkon ist die Aussicht mit Blick auf den Innenhof und den dort gelegenen Spielplatz. So kann ich gemütlich warmen Kaffee aus einer echten Tasse trinken und zeitgleich in Sicht- und Hörweite der Kinder bleiben.
Ist der Kaffee ausgetrunken, werde ich gerne selbst wieder zum Kind und lasse den Balkon Balkon sein. Direkt vor der Haustür, im Innenhof oder auf dem nahegelegenen Platz wartet Freifläche darauf, dass wir sie mit Kreidefarben bemalen. Besonders gelungene Kunstwerke signieren die Kinder, da findet sich auch gleich ein Gesprächsthema mit Nachbarn und Passanten.
Für Kinder, die sich gern bewegen, bietet sich das klassische "Hüpfekästchen" an, auch bekannt als "Himmel und Hölle". Man zeichnet ein nummeriertes Spielfeld, wirft einen Stein, hüpft dorthin, hebt ihn auf, hüpft zurück. Wer mehr Platz hat, kann auch einen Parkour mit verschiedenen Aufgaben aufzeichnen und von Punkt zu Punkt springen, den Linien folgen und Hindernisse überwinden. Erlaubt ist, was geht: den Felsbrocken am Wegesrand erklimmen, über die kleine Steinmauer balancieren, auf den Baumstamm klettern oder unter dem Gerüst auf dem Spielplatz hindurchkriechen. Je nach Parkour und Hindernis kann man das Ganze auch mit Fahrrad, Roller oder Skateboard probieren.
Oder man setzt sich gleich aufs Rad und erkundet die nähere Umgebung. Für kleinere Ausflüge eignen sich Barfußpfade, die sind auch für kleine Kinder spannend. Der nach eigenen Angaben mit 4,5 km längste Barfußpfad Deutschlands befindet sich in der hessischen Kleinstadt Bad Orb. Der Weg führt durch unterschiedliche Untergründe wie Sand, Gras, Schlamm oder Waldboden, und am Wegesrand können Kinder auf dem Spielplatz toben oder im Wildpark nach Dammhirschen Ausschau halten.
Erika von Bassewitz
Rezept: Nektarinen-Salat mit Rucola und Pinienkernen
Auf dem Barfußpfad kann man zwar unterwegs einkehren, aber noch schöner ist ein Picknick im Grünen - zum Beispiel mit einem erfrischenden Nektarinen-Salat mit Pinienkernen, einem hervorragenden Sattmacher.
Für acht Personen brauchen Sie:
Zutaten:
- 150 g Rucola
- 100g Feldsalat
- 4 Nektarinen
- 200g körniger Frischkäse
- 40g Pinienkerne
- Aceto Balsamico nach Geschmack
Zubereitung:
Rucola, Feldsalat und Nektarinen waschen und in mundgerechte Stücke schneiden. Wer mag, kann die Schale der Nektarinen entfernen. Nektarinen, Rucola und Feldsalat in einer großen Schüssel durchmischen.
Falls Flüssigkeit auf dem Frischkäse steht, abgießen. Anschließend den Frischkäse in den Salat geben. Die Pinienkerne hinzufügen und das Ganze mit einem Schuss Aceto Balsamico verfeinern. Als Alternative zu Pinienkernen eignen sich auch Wal-, Hasel- oder Erdnüsse. Bon appétit!
Erika von Bassewitz