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Der Brutalist (USA 2024)
"Der Brutalist" erzählt die Geschichte des jüdisch-ungarischen Architekten László Toth (Adrien Brody), der die Schoah überlebt hat und in die USA auswandert. Auf dem Fundament von Schmerz und Verlust findet Toth in der kalt-wuchtigen Kraft des "brutalistischen" Baustils einen künstlerischen Ausdruck für seine zerrissene Seele. Dabei ist seine Architektur so kompromisslos wie er selbst - auch wenn sich sein bedeutendstes Werk als sein größter Fluch erweist. Das Spannungsfeld zwischen dem visionären Künstler und seinem Auftraggeber, dem prominenten Industriellen Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce), treibt den Film voran, doch das Herzstück bildet die Ehe zwischen László und seiner nachgereisten Frau Erzsébet (Felicity Jones). Ihre Verzweiflung, ihre Trauer kollidieren mit dem gediegenen Milieu der Geldaristokratie.
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie: Brady Corbet. Buch: Brady Corbet, Mona Fastvold. Mit: Adrien Brody, Felicity Jones, Guy Pearce, Joe Alwyn, Stacy Martin, Emma Laird, Isaac de Bankolé, Alessandro Nivola. Länge: 215 Minuten. FSK: ab 16.
Babygirl (USA 2024)
Romy (Nicole Kidman) ist CEO eines von ihr gegründeten Unternehmens, verheiratet, mit zwei Töchtern, einem Apartment in New York und einem schicken Landhaus. Woran es hapert, das ist der Sex: Mit ihrem Mann (Antonio Banderas) ist sie noch nie zum Orgasmus gekommen. Romy hat eine heimliche erotische Vorliebe: Sie möchte dominiert werden. Als ein neuer Praktikant (Harris Dickinson) anheuert, wird das "Mädchen" in Romy getriggert: Es scheint, als könne er ihr geben, was sie sucht. Aber die Liaison ist auf allen Ebenen riskant - für Romy steht nicht nur ihre Ehe, sondern auch die Karriere auf dem Spiel. Der Film feierte seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig, wo Kidman für ihre rückhaltlose Performance den Darstellerpreis gewann. Unter MeToo-Aspekten könnte der "Babygirl" provozieren. Der wahre Skandal wäre jedoch, ihn mit "Fifty Shades of Grey" in eine Schublade zu packen: Der Regisseurin Halina Reijn ist eine wirklich clevere Reflexion über weibliches Begehren gelungen.
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie: Halina Reijn. Buch: Halina Reijn. Mit: Nicole Kidman, Harris Dickinson, Antonio Banderas, Sophie Wilde, Esther McGregor, Victor Slezak, Anoop Desai. Länge: 114 Minuten. FSK: ab 16.
The Village Next to Paradise (Österreich/Frankreich 2024)
Der Film folgt einer somalischen Familie und ihrem täglichen Kampf über den Verlauf eines Sommers inmitten von Naturkatastrophen und Bürgerkrieg. Mamargade, ein alleinerziehender Vater, lebt mit seinem Sohn Cigaal auf dem Dorf. Er arbeitet als Totengräber und steht in dauernder Konkurrenz mit großen Bestattungsfirmen. Seine Schwester Araweelo zieht nach ihrer Scheidung zu den beiden und plant, einen Laden mit selbstgenähten Produkten zu eröffnen. Nach Schließung der Dorfschule entscheidet sich Mamargade, gespielt von Ahmed Ali Farah, trotz finanzieller Schwierigkeiten, Cigaal auf ein Internat zu schicken. Gemeinsam stellt sich die Familie den Herausforderungen. Mo Harawes Langfilmdebüt lief 2024 in der Sektion Un Certain Regard der Internationalen Filmfestspiele von Cannes und liefert großartige Einblicke in den Alltag eines Landes, das bei uns nur unter Krisenaspekten betrachtet wird.
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie: Mo Harawe. Buch: Mo Harawe. Mit: Ahmed Ali Farah, Anab Ahmed Ibrahim, Ahmed Mohamud Saleban. Länge: 133 Minuten. FSK: ab 6.
Henry Fonda for President (Österreich 2024)
Ein dokumentarischer Essay über die Vereinigten Staaten, erzählt anhand der Biografie eines Hollywoodstars. Henry Fonda und seine großen Rollen, in Filmen wie "Der junge Mr. Lincoln" oder "Früchte des Zorns", verschmelzen zu einer faszinierend-komplexen Figur: Zum Inbegriff eines integren, liberalen Demokraten, den man sich gut als US-Präsidenten hätte vorstellen können. Fondas Stimme, aufgenommen 1981 in seinem letzten Interview, und ein erhellender Kommentar des österreichischen Kurators und Filmhistorikers Alexander Horwarth leiten durch den Film und führen auf einen Roadtrip quer durch die USA: von einem Ort namens Fonda, NY, über den Mittleren Westen, wo der Schauspieler aufwuchs, bis zum Pazifik. "Henry Fonda for President" entfaltet ein Stück politisch-kulturellen Weltwissens, von 1651 bis in die 1980er Jahre, als tatsächlich ein Filmschauspieler das amerikanische Präsidentenamt übernahm.
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie: Alexander Horwath. Buch: Alexander Horwath. Länge: 184 Minuten. FSK: ohne Angabe.