Rita Schirmer-Braun (Jahrgang 1950):
Früher habe ich mich kaum getraut zu sagen, dass ich im Vorstand der "KlimaSeniorinnen Schweiz" bin. Da hieß es abschätzig: "Was soll das denn sein." Aber seit wir vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gewonnen haben, ist alles anders. Wir sind jetzt die Frauen, die die Schweizer Regierung verklagt haben, weil ihre Klimapolitik nicht ausreicht. Und wir haben Recht bekommen.
Bis dahin war es allerdings ein langer Weg. Acht Jahre lang wurden wir von einem Schweizer Gericht an das nächste verwiesen. Ich dachte jedes Mal: "Na gut, dann eben noch eine Ebene höher, das heißt noch mehr Aufmerksamkeit für das Klima." Zuletzt war es dann die ganz große Bühne. Gegründet hatten wir uns 2016 über einen Aufruf von Greenpeace. Jetzt, 2024, haben wir vor dem Europäischen Gerichtshof in allen Punkten Recht bekommen, ein wegweisendes Urteil, auch international. Klimaschutz ist jetzt ein Menschenrecht.
Endlich werden wir ernst genommen. Aber wir kriegen auch gemeine E-Mails. Da schreiben uns Leute, wir sollen stricken und Kinder hüten. Dass sich so viele Frauen aus unserer Generation politisch einmischen, dass wir auf einmal laut werden, das war man nicht gewohnt. Dabei sind wir, was den Klimawandel angeht, nun mal die betroffene Generation. Ältere Frauen haben das größte Risiko, wegen extremer Hitze zu sterben, das ist wissenschaftlich belegt. Und das war auch unsere Argumentation vor dem Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.
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