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Sie hat mich großgezogen, sie hat alles gegeben. Für ihre Mühe konnte ich nichts zurückgeben, gib Du ihr zurück. Sei gnädig zu ihr, wie sie es zu mir war." – Das ist eine Fürbitte von Kindern für Mütter aus dem Gebetbuch der Bahai. Man sagt, in den Versen Gottes ist eine starke Energie. Liest du aus reinem Herzen, spürst du sie. Lesen heißt bei uns: singen! Noten gibt es nicht. Du musst dich loslösen, in jedes Wort gehen. Das ist Gänsehaut pur.
Lesen Sie hier: Wer sind die Bahai?
Meine Mutter hatte eine schöne Stimme. Man sagt, wenn sie sang, seien die Schlangen senkrecht stehen geblieben. Als mein Vater starb, widmete sie sich ganz uns Kindern, statt wieder zu heiraten. Als wir für sie da sein sollten, kam die iranische Revolution und sie schickte uns weg, ich war 16. Wir haben uns vermisst – und verpasst. Als sie mich nach 25 Jahren besuchen durfte, hatte ich selbst ein Kind. Sie ist einsam in ihrem Haus im Iran gestorben. Das tut verdammt weh.
Wenn ich diese Fürbitte singe, ist es, als würde ich mit ihr reden. Wenn mich etwas bedrückt, blättere ich durch die Gebete, bis mir eins auffällt, das singe ich. Ich gebe die Sorgen ab und vertraue Gott: Es wird gut ausgehen.
Für diese Reihe haben die Fotografen Anna-Kristina Bauer und Andreas Graf Menschen verschiedener Religionen nach ihrem Bezug zu spirituellen Liedern befragt. Lesen Sie hier im Interview, was sie zu dieser Reihe inspiriert hat. Alle Beiträge aus der Reihe "Tonspuren" können Sie sich hier anhören.