Marie und Felix mit Benjamin, 16, Leon, 15, David, 11, und Luis*, 4
Sie sind eine sechsköpfige Patchworkfamilie. Mit der Besonderheit, dass die vier Kinder insgesamt fünf Elternteile haben
Marie brachte Leon mit in die Beziehung, Felix kam mit Benjamin und David. Leon und Benjamin wohnen parallel wechselweise eine Woche bei Marie und Felix und eine Woche bei dem jeweils anderen Elternteil. Alle zwei Wochen kommt David übers Wochenende. Das Besondere ist, dass David weder der Sohn von Marie noch von Felix ist, sondern von dessen Ex-Freundin und deren damaligem Partner. Da dieser in den ersten Jahren keinen Kontakt zu David hatte, nahm Felix David in seine Familie mit auf. Vor fünf Jahren bezogen sie eine gemeinsame Wohnung.
Leon: Ich hatte zehn Jahre lang keine Geschwister, auf einmal gab es zwei neue Brüder. Das war eine große Umstellung. Es hat ein bisschen gedauert, bis wir uns nähergekommen sind. Am Anfang war es mir öfters zu viel. Ich teilte mir mit Benjamin ein Zimmer, tagsüber war dann noch David bei uns zum Spielen, das fand ich manchmal etwas stressig.
Nach zwei Jahren bekam das Paar noch einen gemeinsamen Sohn, Luis. Damit alle mehr Möglichkeiten zum Zurückziehen haben, ist die Familie ein Jahr später in zwei benachbarte Wohnungen gezogen.
Leon: Mittlerweile freue ich mich, die ganze Familie zu sehen, weil ich auch meine Ruhe haben kann, wenn ich will. Ich lese gern und gehe in die Boulderhalle. Zu dritt spielen David, Benjamin und ich Computer- und Brettspiele. Die zwei spielen häufig miteinander Basketball, manchmal komme ich auch mit, allerdings interessiere ich mich eher für andere Dinge. Dafür male ich manchmal mit David, und Benjamin und ich kochen jeweils einmal in der Woche. Felix hat Politik studiert und ist total informiert. Dieses Interesse verbindet uns. Wir reden in der Familie auch viel über den Rechtsruck und die AfD und gehen auf Demonstrationen gegen rechts, wo ich auch schon auf der Bühne gesprochen habe.
Wenn ich versuche, meinen Mitschülern das Verhältnis zu meinen Brüdern und die Familienkonstellation zu erklären, steigen sie manchmal aus, weil es ihnen zu kompliziert wird.
Anders als bei anderen Familien mit vier Kindern müssen Marie und Felix ihre Pläne zusätzlich mit den verbliebenen drei Elternteilen absprechen, die zum Teil ebenfalls in Patchworkfamilien leben. Abweichungen wie Urlaub oder ein anderer Rhythmus beim Wechsel der Kinder von einem Elternteil zum anderen bringen das System durcheinander. Auch die Regeln, etwa zum Medienkonsum, werden mit den jeweiligen Elternteilen festgelegt.
Leon: Ich habe von Anfang an klargemacht, dass Felix für mich nicht mein Papa ist, aber ich höre auch auf das, was er sagt. Er hat nie versucht, die Vaterrolle einzunehmen. Erziehungsdinge klärt Mama mit meinem Vater und mir. Unfair finde ich, wenn für uns unterschiedliche Regeln gelten. Bei mir gibt es zum Beispiel festgelegte medienfreie Tage ohne Computerspiele. David und Benjamin dürfen mehr Medien nutzen.
Konflikte bespricht die Familie mit allen gemeinsam. Das große Konfliktthema an Weihnachten: der Baum. Wenn die Familie alle zwei Jahre zusammen Weihnachten feiert, ist Vater Felix aus Nachhaltigkeitsgründen gegen einen Tannenbaum. Marie und die Kinder sind jedoch dafür. Sie wollen sich gemeinsam einen Baum organisieren, wenn die Familie im kommenden Jahr wieder zusammen feiert. Felix wurde überstimmt.
Jasmin mit Paul*, 11 Monate
Jasmin ist eine "Solomama". Sie erfüllte sich ihren Kinderwunsch mit einer Samenspende. Als Alleinerziehende baute sie sich schon vor der Geburt ein Unterstützungsnetzwerk auf
Jasmin: Schon mit Anfang 30 hatte ich über Adoption oder die Aufnahme eines Pflegekindes nachgedacht. Das ist als Single aber sehr schwierig und war auch mit meinem Beruf in der humanitären Hilfe in Krisengebieten nicht vereinbar. Mit 38 traf ich schließlich die Entscheidung, allein ein Kind zu bekommen.
Den Spender fand ich im Katalog einer dänischen Samenbank. Anders als in Deutschland dürfen Spender in Dänemark Fotos von sich selbst als Kind hochladen. Mir war wichtig, dass mein Sohn optisch in unsere Familie passt, so dass er sich nicht bei der Weihnachtsfeier mit allen Verwandten fragt, wieso er anders aussieht.
Zudem gab es einen ausführlichen Steckbrief des Spenders. Irgendwann kann ich Paul sagen: Da war ein netter Mann in Dänemark, der hat uns geholfen, eine Familie zu werden, und sein Lieblingstier ist der Panda. Der Spender hat sich für mindestens ein Treffen mit dem Kind bereiterklärt. Auch deshalb entschied ich mich für ihn.
"Skepsis wurde mir nur von Männern entgegengebracht, die sich angegriffen fühlen, dass eine Frau ohne Mann Kinder bekommt"
Jasmin
Mir war bewusst, dass unser Familienmodell mit gesellschaftlichen Erwartungen bricht. Skepsis wurde mir aber nur von Männern entgegengebracht, die sich davon angegriffen fühlen, dass eine Frau ohne Mann ein Kind bekommt. Generell war mein Umfeld zwar erstaunt über meine Entscheidung, hat aber mit Verständnis reagiert, und vor allem andere Frauen unterstützen uns tatkräftig.
Noch vor der Schwangerschaft zog ich in die Nähe meiner Familie. Meine Mutter, meine Schwester und eine Freundin kümmerten sich während der Geburt und des Wochenbetts um mich, sie sind mir immer noch eine große Stütze und wichtige Bezugspersonen für Paul.
Lesetipp: Die Tochter will keine Kinder kriegen. Haben die Eltern versagt?
Einmal in der Woche geht eine ehrenamtliche "Patin" mit Paul spazieren oder auf den Spielplatz. Die Zeit nutze ich, um einzukaufen, vorzukochen, zu putzen, Arzttermine wahrzunehmen. Durch die sozialen Medien habe ich andere Solomütter kennengelernt, sogar in meiner Nachbarschaft. Ich finde es toll, dass mein Sohn so unser Familienmodell auch im Freundeskreis sehen kann. Ich bin mir aber sicher, dass irgendwann noch jemand hinzukommt; bis dahin sind Opa, Kitabetreuer und Freunde männliche Bezugspersonen in Pauls Leben. Natürlich ist manches auch herausfordernd.
Vor allem der finanzielle Druck macht mir zu schaffen. Ich wünsche mir kein Leben im Luxus, aber Zeit mit meinem Kind ist mir wichtig. Ich will genug Geld verdienen, um mit Paul in den Urlaub fahren, ihm ein Fahrrad kaufen und etwas für seine Ausbildung zurücklegen zu können. Das alles so hinzubekommen, ist mit einem Gehalt nicht leicht. Dennoch habe ich es keine Sekunde bereut, mich für diesen Weg entschieden zu haben. Ich genieße die Zeit mit Paul sehr, dieses erste Jahr ist so wundervoll.
Julien und Lucia* mit Lilly*, 11, und Milo*, 8
Lucia und Julien haben als Freunde beschlossen, Kinder zu zeugen und zusammen großzuziehen
Julien: Vor zwölf Jahren hatten wir eine Sommeraffäre. Es war uns schnell klar, dass unsere Gefühle nicht für eine feste Beziehung ausreichen. Einige Zeit später trafen wir uns auf einer Party wieder, weil wir einen ähnlichen Freundeskreis haben. Zwischen uns entwickelte sich eine Freundschaft. Weil wir beide unbedingt Kinder wollten, aber keine festen Partner gefunden hatten, beschlossen wir, als Freunde Kinder zu kriegen. Ich hatte schon zwei Jahre davor überlegt, mit einem lesbischen Paar ein Kind zu bekommen, das hatte sich aber zerschlagen. Lucia und ich kannten das Modell der Co-Elternschaft aus unserem Umfeld. Vorab hatten wir uns das Worst-Case-Szenario ausgemalt: dass wir uns zerstreiten. Das Risiko gibt es auch bei konventionellen Familien, das nahmen wir in Kauf.
Wir wohnen nicht zusammen, aber können die Kinder auch sehen, wenn sie diese Woche gerade bei dem anderen Elternteil sind. Grundsätzlich ist der Elternteil, bei dem die Kinder sind, für sie zuständig. Wir essen aber auch oft gemeinsam zu Abend, oder Lucia kommt am Wochenende zum Frühstück vorbei. Weihnachten feiern wir im Wechsel bei meiner Familie und bei Lucias Familie.
"Unsere Eltern dachten, wir wären heimlich ineinander verliebt"
Julien
Den ersten Corona-Lockdown verbrachten wir gemeinsam in unserer Datsche außerhalb von Berlin. Da konnten wir in den Garten oder den Wald ausweichen, wenn es Spannungen gab. Generell können wir gut nebeneinanderher leben und uns allein beschäftigen, wir haben aber auch einen guten Zugang zueinander und können über alles reden.
Wir kommen beide aus konventionellen Familien, und unsere Eltern waren am Anfang skeptisch. Sie dachten, wir wären heimlich ineinander verliebt. Meine Mutter hat uns sogar mal einen längeren Brief geschrieben und gefragt, warum wir nicht zusammen sind. Inzwischen haben sie verstanden, dass unsere Familie auch so funktioniert.
Wir wissen natürlich auch, wie wir einander ärgern könnten, aber wir wissen ebenfalls, dass das Familienglück von allen abhängt. Vielleicht ist das für uns einfacher, weil wir weniger Ansprüche aneinander haben als Paare mit Liebesbeziehungen. Und es gab nie verletzte Gefühle zwischen uns.
Judith mit Joris, 8, und Kathrin mit Julika, 9
Judith und Kathrin ziehen ihre Kinder als befreundete alleinerziehende Mütter gemeinsam groß. Sie haben sich dazu entschieden, eine Familie zu sein
Judith: Als Kathrins Tochter Julika zwei Monate alt war, zog der Vater aus. Ich war zu dem Zeitpunkt als geplante Solomama mit Joris schwanger. Kathrin und ich waren damals gut befreundet. Entgegen der Skepsis von Freunden und Familie zog ich bei Kathrin ein. Wir wollten unsere Kinder in einer Art Co-Elternschaft gemeinsam großziehen und haben uns dafür entschieden, eine Familie zu sein.
Nach fünf Jahren hatten Kathrin und ich eine Krise. Durch die Pandemie konnten wir kaum Kompromisse schließen und standen stark unter Druck bei der Einhaltung der Kontaktbeschränkungen. Deshalb bin ich mit Joris ausgezogen. Rein rechtlich bindet uns nichts aneinander, wir hätten uns für immer voneinander lösen können, aber das kam nicht infrage. Auch für die Kinder haben wir die Familie aufrechterhalten.
Julika kommt einmal im Monat für ein Wochenende und in den Ferien zu uns, und Joris ist auch regelmäßig bei Julika und Kathrin. Die Kinder sagen zu uns beiden "Mama"; auch wenn sie beide wissen, wer die "Bauchmama" von wem ist. Die Krise haben Kathrin und ich gemeistert. Wir verstehen uns wieder gut. Auch wenn wir mittlerweile unsere eigenen Leben führen, verbindet uns die Liebe zu den Kindern.
Joris und Julika haben sich von Anfang an wie Geschwister geliebt. Wenn die zwei sich sehen, machen sie alles gemeinsam. Weihnachten verbringen wir alle zusammen bei meiner Herkunftsfamilie. Joris’ Oma ist auch Julikas Oma, und auch Joris’ Cousinen und Cousins nehmen Julika selbstverständlich als Familienmitglied auf.
"Kathrin arbeitete, während ich die Kinder versorgte"
Judith
Aber nicht nur für die Kinder ist unser Familienmodell ein Segen. Ich wünsche jedem ein Dorf, um den Herausforderungen zu begegnen, die einem als alleinerziehende Mutter begegnen. Eigentlich hätte ich arbeiten und mich gleichzeitig um das Baby kümmern müssen. Kathrin und ich haben uns das erleichtert, indem sie gearbeitet hat und ich die Kinder versorgt habe.
Als 18-Jährige hatte ich mir noch vorgestellt, mal eine Familie entsprechend der Norm zu gründen. Wegen mangelnder Alternativen entschied ich mich für eine Alleinelternschaft. Dann hat das Leben mit reingespielt. Zu uns passt der Spruch, dass alles anders kommt als gedacht und dass der Weg das Ziel ist. Ich würde mich immer wieder für unser Familienmodell entscheiden.
Sascha und Stefan mit Samuel, 3, und Leo*, 2
Kinder waren für Sascha immer ein Lebenstraum. Lange Zeit klappte nichts, dann alles auf einmal. Jetzt ist er dreifacher Vater
Sascha: Seit ich 14 bin, weiß ich, dass ich Männer liebe. Das war für mich kein Problem. Mein Problem war, dass ich schon immer wusste, dass ich mal eine Familie gründen möchte. Stefan wollte auch Kinder. Damals konnten homosexuelle Menschen weder heiraten noch Kinder adoptieren. Eine Leihmutterschaft hat mein Mann aus ethischen Gründen abgelehnt. Wir wollten dann, als es erlaubt war, in Deutschland ein Kind adoptieren. Uns wurde direkt gesagt, dass unsere Chancen gleich null seien. Die einzige Möglichkeit sei eine Auslandsadoption. Wir meldeten uns bei einer evangelischen Adoptionsstelle in Düsseldorf. Aber dann hörten wir jahrelang nichts mehr von dieser Stelle. Wir hatten unsere große Penthouse-Wohnung aufgegeben und extra ein Haus gekauft, um Kinderzimmer zu haben.
Als ich fast 39 war, beschloss ich, mit einer lesbischen Schulfreundin meines Mannes ein Kind zu bekommen. Sie wurde schwanger durch meine Samenspende. Die Absprache war, dass das Kind bei den Müttern lebt und ich die Kleine für die zweite Mutter zur Adoption freigebe. Das war nicht leicht für mich, aber besser als gar kein Kind. Außerdem gönnte ich den Müttern das Familienglück. Ich sehe meine Tochter alle paar Monate.
Ich wollte aber auch selbst ein Kind großziehen. Deshalb erstellte ich ein Profil auf der Plattform Familyship, die Menschen mit Kinderwunsch für eine Co-Elternschaft aneinander vermittelt. Ich traf Frauen, um herauszufinden, ob wir uns ein gemeinsames Kind vorstellen könnten. Lange Zeit fand ich niemanden. Dann lernte ich Leos Mutter kennen, und nur ein Jahr später war Leo geboren. Er lebt im wöchentlichen Wechselmodell.
"Familie ist geschlechtsneutral; einfach ein warmer Ort, an dem Kinder geliebt werden"
Sascha
Wenige Tage vor Leos Geburt bekamen wir die Nachricht, dass wir den neun Monate alten Samuel in Südafrika abholen können. Ich verbrachte dann fast anderthalb Jahre mit den Kindern zu Hause. Danach begann ich wie Stefan wieder in Vollzeit zu arbeiten. Wir haben eine Au-pair, die uns unterstützt.
In der Kita wurde mir gesagt: "Wir bieten hier Service bis halb vier, und wenn das nicht reicht, muss man sich fragen, warum man sich eigentlich Kinder anschafft." Mit Kindern kannst du eigentlich nichts richtig machen: Entweder du arbeitest viel zu viel oder du bist das Heimchen hinterm Herd.
Außerdem wird Vätern nicht zugetraut, dass sie so gut mit Kindern umgehen wie Mütter. Neulich auf dem Amt im Warteraum bekam Samuel einen Tobsuchtsanfall. Eine Frau fragte, wo denn eigentlich die Mutter des Kindes sei. Ich sagte, dass das Kind keine Mutter hat. Sie entschuldigte sich.
Wenn wir draußen als Familie unterwegs sind, ist unsere Konstellation nicht offensichtlich. Als aber eine Zeitung vor kurzem einen Onlineartikel über uns veröffentlichte, warfen uns Leute in den Kommentaren vor, dass wir nicht wüssten, was wir den Kindern antun würden. Dabei ist "Familie" meiner Meinung nach ein geschlechtsneutraler Begriff. Es handelt sich einfach um einen warmen Ort, an dem Kinder geliebt werden und sich entfalten können.
Was Mütter können, können Väter schon lange! Lesen Sie hier unsere Kolumne "Väterzeit", in der die beiden Väter Konstantin Sacher und Michael Güthlein im Wechsel von den Erfahrungen mit ihren jeweiligen Kindern erzählen.
Im direkten Kontakt reagieren die meisten Menschen positiv auf uns als Familie. Unsere Nachbarn beispielsweise haben Samuel freudig in Empfang genommen. Ich rechne aber damit, dass Samuel irgendwann in der Schule mit Vorurteilen konfrontiert wird. Er hat eine doppelte Stigmatisierung durch seine Hautfarbe und als Sohn von zwei Männern. Das sind Dinge, die werden ihm im Leben begegnen. Ich selbst habe als schwuler Mann in meiner Jugend viel Diskriminierung erfahren, vielleicht kann ich ihn dadurch im Umgang mit Benachteiligung unterstützen. Wir können nur versuchen, ihm so viel Liebe mitzugeben, dass er so selbstbewusst bleibt, wie er jetzt ist.
Peer mit Ilja, 11
Ilja war zwei Jahre, als sich seine Eltern trennten. Er lebt wochenweise im Wechsel bei seinem Vater und seiner Mutter
Ilja: Manchmal finde ich die häufigen Wechsel anstrengend. Manchmal würde ich gern zwei Wochen bleiben, aber irgendwann wird es auch langweilig, dann freue ich mich auf den Wechsel. Vor allem weil sich beide Eltern extra Zeit für mich nehmen.
Peer: Zu Beginn gab es bei Wechseln von Ilja manchmal Streit, zum Beispiel weil ich mit Ilja so viel unternommen hatte, dass er Sonntagabend ganz müde bei seiner Mutter ankam oder er eigentlich noch Hausaufgaben machen musste. Jetzt haben wir das Wechseltreffen von Sonntag auf Freitag verlegt, damit die neue Woche nicht schon mit einem Abschied beginnt.
"Die Kränkungen und Themen aus der Trennungsphase haben Iljas Mutter und ich in Therapien bearbeitet"
Peer
Ich bin sehr aktiv und gehe oft mit Ilija auf den Sportplatz. Dort spielen wir Tischtennis, oder wir kicken. Außerdem lade ich gern Freunde ein. Ilja wird das manchmal zu viel, dann zieht er sich in sein Zimmer zurück. Da kommt er mehr nach seiner Mutter. Sie arbeitet im sozialen Bereich und ist froh, wenn es abends ruhig ist. Ilja und sie gehen dann spazieren, kochen oder machen etwas Kreatives.
Die Kränkungen und Themen aus der Trennungsphase haben Iljas Mutter und ich getrennt in Therapien bearbeitet. Uns war immer klar, dass wir auch Ilja schaden, wenn wir uns gegenseitig schaden. Natürlich gibt es ab und an Spannungen. Zum Beispiel bei der Frage, wie viel Ilja Sport im Verein macht. Bei solchen Fragen holen wir uns auch mal Hilfe bei einer Erziehungsberatungsstelle. Ich verstand dann auch, dass ich nicht mehr die Rolle habe, in ihrer Wohnung einfach den Geschirrspüler auszuräumen – ich bin jetzt Gast.
Mittlerweile würde ich sagen, dass wir ein gutes Elternteam sind. Wir fahren auch gemeinsam in den Urlaub und verbringen den ersten Weihnachtsfeiertag zu dritt. Nach den Erfahrungen, die ich aus meiner Herkunftsfamilie habe, streiten wir dabei nicht mehr als Eltern in konventionellen Familien.
*Namen geändert