Robert Nowak wäscht sich im Badezimmer Blut von Gesicht und Händen, als er ein Klopfen an der Tür hört. Seine Mutter steht im Hausflur. Sie weiß, dass er heute seine Ex-Frau Aneta treffen wollte, sie hat ein schlechtes Gefühl, als sie vor seiner Wohnung steht. Robert sagt: Aneta ist tot. Er lacht. Dann drängt er sich an ihr vorbei und flieht durch das Treppenhaus hinaus zu seinem Auto. Auf dem Fahrersitz zieht er sein Handy aus der Tasche und wählt den Notruf.
20 Jahre vor dem Notruf, Sommer 1999, in einem Dorf im südwestlichen Polen, lernt Aneta* Robert am Rand des Fußballplatzes im polnischen Olszyna kennen. Sie ist 16, doch gar nicht scheu wie die anderen Mädchen. Sie spritzt ihn unbekümmert an der Seitenlinie mit Wasser an. Er wirkt beeindruckt.
Robert ist 18 Jahre alt, kommt aus Deutschland und besucht über die Ferien seine Tante, spricht Polnisch. Lässig findet Aneta ihn mit seinen Jogginghosen, ihr gefallen seine dunklen Locken. Zurück in Hamburg, ruft er jeden Tag bei ihr an. Sie reden über Fußball und Musik, er ist einfühlsam und hört gut zu. Manchmal nimmt ihre Mutter den Anruf entgegen, danach sagt sie zu Aneta: Er ist nett.
Weihnachten ist er wieder zu Besuch in Polen, sie verabreden sich zu einem Spaziergang. Aneta ist überrascht, als er sie in der Dunkelheit küsst, mitten auf der Straße. Als er abreist, ist er ihr Freund. Im Urlaub und manchmal am Wochenende besucht er sie. Sie will mit ihm tanzen gehen. Als kleines Mädchen war sie in der Hip-Hop-Company ihrer Grundschule, später ging sie mit ihren Geschwistern in die Dorfdisco. Er kann nicht gut tanzen, aber er liebt Hip-Hop so wie sie. Aus Deutschland bringt Robert ihr immer die neusten Bravo-Hits mit, in ihrem Zimmer legen sie die CDs in den CD-Spieler ein, setzen sich aufs Bett und hören zusammen Musik. In den Schulferien fährt Aneta mit dem Fernbus nach Hamburg, er zeigt ihr den Hafen und die Alster.
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