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Theodette ist 43. Mit ihrer Familie lebt sie in Ruanda, 2023 geschah, wie sie es selbst erzählt, ein "Wunder": Es gab Geld, "digital cash", aufs Handy. Sie und ihr Mann konnten allein entscheiden, wofür sie es ausgeben wollten. Das Nötigste zuerst: ein paar Stühle, und, um endlich nicht mehr auf dem Boden schlafen zu müssen, zwei Matratzen für die ganze Familie (alles zusammen für 85 Dollar). Dann Schuluniformen und Schulhefte für 110 Dollar.
Sie pachteten weiteres Land, investierten Geld in den Kauf von Saatgut und Schweinezucht. Die Gesamtsumme der Spende lag bei 550 Dollar. Es war, schreibt Theodette in einem Bericht an die Organisation GiveDirectly wie "Manna", das vom Himmel fiel. Sie kann zum ersten Mal in ihrem Leben autark leben und ihre vier Kinder gut versorgen: "Für uns als Eltern gibt es nichts Schöneres, als zu sehen, dass unsere Kinder jetzt gesund und glücklich aufwachsen können."
Grund für dieses "Wunder" ist eine direkte Geldspende von "GiveDirectly". Übersetzt heißt dies: "Gib direkt" - und genauso arbeitet die Organisation. Das Geld der Spenderinnen und Spender landet dank eines elektronischen Bezahlsystems ohne Umwege auf dem Handy von Menschen wie Theodette. Meist kommt es in Tranchen, mehrere Hundert Dollar. Viel Geld in Ruanda. In etwa entspricht das dem durchschnittlichen Jahreseinkommen von Menschen wie Theodette.
In Berlin ist Harris Roberts verantwortlich für die Arbeit von GiveDirectly in Deutschland und sagt: "Das Beispiel aus Ruanda ist typisch für den direkten Erfolg, den die Arbeit von uns hat: Keiner weiß besser als Theodette, was sie wirklich braucht. Und wir haben ihr das Geld gegeben, damit sie sich genau das kaufen kann, was sie am nötigsten braucht."
Über 760 Menschen arbeiten mittlerweile weltweit für GiveDirectly, gegründet wurde das Unternehmen vor über zehn Jahren von einer Gruppe Doktoranden in Harvard und am Massachusetts Institute of Technology (MIT), die wissenschaftlich belegt nachweisen wollten, dass Direkttransfers besser und nachhaltiger helfen als die Förderinstrumente der klassischen Entwicklungszusammenarbeit. Auch Harris ist überzeugt, dass die Cashzahlungen wirken – er weiß aber auch: "Mit Bargeldspenden lassen sich weder große Infrastrukturprobleme lösen noch Impfstoffe entwickeln." "Aber", so Harris weiter, "wir sollten uns intensiver damit befassen, wie wir Spenden am sinnvollsten einsetzen." Momentan liege im Entwicklungshilfesektor nur ein kleiner Teil der Entscheidungsgewalt bei den Menschen, "denen wir eigentlich dienen sollen". Bisher arbeitet GiveDirectly schwerpunktmäßig in den Subsaharaländern Afrikas, aber punktuell auch in anderen Ländern, oder bei Katastrophen, wie 2023 bei Erdbeben in der Türkei.
Wenn ein Dorf, zum Beispiel über die Recherche lokaler Mitarbeiter oder die Auswertung von Befragungen, als "bedürftig" identifiziert wurde, werden möglichst alle Haushalte in diesem Dorf bedacht: "Wir wollen vermeiden, dass es innerhalb einer Kleinst-Gesellschaft zu Neiddebatten kommt", erklärt Harris. Das Geld kommt immer bedingungslos - und zwar genauso wie bestimmte staatliche Geldtransfers in Deutschland, etwa das Kindergeld. Hier, so Harris, überprüfe niemand, wofür die Eltern das Geld ausgeben würden. Ganz wie bei den Spenden von GiveDirectly.
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