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Trinken ist in. Ich sehe Menschen mit Wasserflasche durch die Straßen ziehen und bei jeder Gelegenheit einen Schluck nehmen. In öffentlichen Verkehrsmitteln wird getrunken und beim Einkaufen. In modischen und praktischen Rucksäcken dieser Tage ist immer auch eine Halterung für Flaschen vorgesehen.
Eine Menge Sportler und Sportlerinnen meinen, dass man nie genug trinken kann. Sie schütten auch dann noch Wasser in sich hinein, wenn sie längst nicht mehr durstig sind. "Dehydrierung", Flüssigkeitsmangel ist allenthalben ein Schreckgespenst. Aus gutem Grund. Schließlich besteht der Körper bis zu 70 Prozent aus Wasser.
In diesem Körperwasser sind Elektrolyte wie Natrium, Calcium oder Magnesium gelöst. Sie sind entscheidend für den Stoffwechsel. Das Blut, das zu 90 Prozent aus Wasser besteht, transportiert sie durch uns hindurch, genau so wie den Sauerstoff. Fehlt Wasser, wird das Blut dicker und langsamer. Es hapert an Nährstoffen und Luft.
Die Nierentätigkeit ist eingeschränkt. Schädliches verbleibt länger oder ganz und gar im Körper. Zu wenig Flüssigkeit ist also schlecht. Und natürlich muss man besonders bei Kindern und bei älteren Menschen darauf achten, dass sie genügend trinken. Die einen haben noch nicht und die anderen manchmal nicht mehr das richtige Gefühl für das, was sie brauchen.
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Das große Aber: Zu viel Flüssigkeit ist auch gefährlich. Die Leier von der Notwendigkeit, andauernd etwas zu trinken, ist überholt. "Mumpitz" sagen Ernährungsphysiologen und Sportmediziner dazu. Forscher von der Oxford University berichteten, dass sie etwa bei Marathonläufern keinen Fall von Tod durch Dehydrierung, wohl aber durch Überhydrierung gefunden haben.
Also Trinken mit Sinn und Verstand. Vernünftig ist, so sagt der bekannte Ernährungs-Doc, der Internist und Diabetologe Matthias Riedl, 0,03 Liter kalorienfreie oder -arme Flüssigkeit pro Kilo Körpergewicht zu sich zu nehmen. Falls man ordentlich Sport treibt, kann man noch einen halben Liter drauf- oder reingießen. Das reicht dann aber.
Ich gehöre zu denen, die eher zu wenig als zu viel trinken. Sehr Süßes mag und vertrage ich nicht, Saures auch nicht. Wasser ist mir ein bisschen zu fad. Grüner Tee dagegen ist gut und gesund, den liebe ich. Aber je später der Tag, desto weniger ist es sinnvoll, sich mit diesem Wachmacher allzu aufrecht zu halten.
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Kürzlich plauderte ich vertraut und intensiv mit einer Freundin im Café. Nach Tee und Kaffee grübelten wir, was wir noch zu uns nehmen könnten. Unter der Rubrik "Barry‘s Mix (freshly squeezed juices)" fanden wir, was wir suchten - einen Drink namens "Classic" aus Ingwer, Karotte, Apfel und Orange. Herrliches Getränk!
Ein Rezept konnte ich nicht ergattern. Aber da freundlicherweise die Zutaten angegeben waren, habe ich es mit dem Entsaften selber versucht und bin‘s zufrieden. Für zwei Personen zwei Äpfel, drei Karotten, ein kleines Stück Ingwer, etwa walnussgroß und eigentlich zwei Orangen. Aber für die ist gerade keine Saison, deshalb habe ich Orangensaft genommen.
Die Mengen kann man dem eigenen Geschmack entsprechend variieren. Wer mag, fügt ein paar Tröpfchen Oliven- oder Leinöl hinzu, das macht den Drink noch gesünder. Das alte Zechlied "Trink, trink, Brüderlein, trink" aus dem Jahr 1927, in dem es ausschließlich um Bier, Wein und Champagner geht, kann beim Genuss allerdings nicht angestimmt werden.
Es ist beliebt, aber überholt. Schwesterlein kommen nicht vor, mein Gemüse- und Obstcocktail ebenfalls nicht. Das Leben ist kein Scherz, genau so wenig wie man Kummer und Schmerz meiden kann, wozu der Schlager auffordert. Das flüssige Gold allerdings könnte dafür sorgen, dass man bei regelmäßigem Trinken immerhin gesund bleibt. Das wäre ein richtiger Grund zum Singen.