Andrew Franck, ehemals Opernsänger, ist nun Küster in der Petrikirche in Lübeck
In Lübeck gehts ihm besser: Andrew Franck in seiner ­Petrikirche
Hanna Lenz
Neuanfang
Auf der Suche nach der eigenen Stimme
Andrew Franck sang auf den großen Bühnen der Welt. Jetzt arbeitet er als Küster einer Kirche in Lübeck. Warum dieser krasse Berufswechsel?
Olaf Bathke
Lisa Morgenstern
25.07.2024
10Min

Wellington, Neuseeland, 1991

Der 3. Mai verändert Andrew Francks Leben. Eine Freundin seiner Mutter hat Geburtstag – eine Opernsängerin. Franck singt Happy Birthday für sie. Ihr fällt seine Stimme auf. Er solle unbedingt in der Musikhochschule vorsingen, rät sie ihm. Franck ist 19, von der Schule geflogen, jobbt als Gabelstaplerfahrer, in seiner Freizeit hört er die Rockband Led Zeppelin. "Als Kind habe ich Klarinette, Klavier und Dudelsack gelernt", sagt er. Operngesang interessierte ihn zu dem Zeitpunkt wenig. "Doch", sagt Franck, "was hatte ich schon zu verlieren?" Sechs Monate später singt er vor, ergattert einen Studienplatz, studiert fünf Jahre lang Gesang. Er will zum Masterstudium in die USA, gibt Benefizkonzerte, um die Studien­gebühren aufzubringen. Doch sie werfen nicht genug ab.

Als eine Zeitung in ­Wellington über ihn berichtet, überweist ein Leser 60 000 neuseeländische Dollar für ihn. "Der Mann rief mich kurz vor meiner USA-Reise an", sagt Franck. Er wollte anonym bleiben. "Wenn dir der Durchbruch gelingt", sagte er, "zahlst du mir das Geld zurück." "Das war der Deal. Er hat mir seine ganzen Lebensersparnisse ­gegeben." Franck spürt den Druck. "Seinetwegen habe ich damals mit dem Singen überhaupt weitergemacht."

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