chrismon: Herr Wolf, wer sind die Leute, die zu Ihnen in die Open Church kommen?
Michael Wolf: Ein recht junges Publikum, Menschen, die Spaß haben wollen und Lust auf Party und auf Tanzen haben. Kaum jemand von ihnen hat etwas mit der Kirche zu tun. Die Besucher sind überrascht, dass Kirche auf dem Festival vertreten ist und neugierig darauf, was wir dort machen.
Michael Wolf
Und was bieten Sie den Besuchern?
Zu unserem Angebot gehört eine Ladestation für Handys, kostenloses Wasser und kleine Snacks, Sonnencreme, Pflaster und eine Fotobox. Die Open Church ist zugleich dafür da, um während des Trubels zur Ruhe kommen zu können. Außerdem bieten wir Segnungen und Fußwaschungen an.
Sie waschen den Besuchern die Füße?
Ja. Auch die Besucher wundern sich. Wir antworten, dass auch Jesus den Menschen die Füße gewaschen hat und in die Welt gekommen ist, um Gutes zu tun, das wollen wir auch tun. Manche kamen schon und haben gesagt: "Das war so schön, kann ich jetzt deine Füße waschen?" Das ist ein spannender Aufhänger für ein Gespräch. Wobei wir rund um die Uhr da sind. Die richtig tiefgehenden Gespräche über den Sinn des Lebens finden nachts um halb vier am Lagerfeuer statt.
Kommen auch Menschen, die Kummer haben?
Wir haben eine Gebetswand, an der die Besucher Wünsche anpinnen, etwa wenn die Oma im Krankenhaus liegt oder man Streit mit der Freundin hatte. Bei uns findet man jemanden zum Reden. Die Festivalleitung weist auch ganz bewusst darauf hin, dass wir ein Anlaufpunkt für Seelsorge sind. Und immer wieder nutzen Menschen diesen safe space als Ort für Ruhe, Trost und Stärkung.
Welches Angebot ist bei den Besuchern besonders beliebt?
Wir haben jedes Jahr eine große Anzahl an Leuten, die sich haben segnen lassen, etwa 250 – 300 Segnungen haben wir vergangenes Jahr durchgeführt. Darunter sind viele Paare, Einzelpersonen, aber auch Freunde und manchmal eine ganze Gruppe von sieben Personen. Letztes Jahr hat sich ein Paar bei uns segnen lassen, das sich auf dem Festival kennengelernt hat und schon im Jahr zuvor in der Open Church war. Für sie war das ihre "Open-Beatz-Hochzeit".
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Kirche und Festival, passt das zusammen?
Ja, denn als Kirche sollten wir uns nicht zurückziehen, sondern da sein, wo die Menschen sind, das ist unser Auftrag. Ein Festival ist dafür ein guter Ort, vier Tage lang ist man eine große Wohngemeinschaft. Oft sind die Leute zwar zuerst überrascht, finden es dann aber cool, dass wir da sind und uns Gedanken darüber gemacht haben, was die Besucher brauchen.
Hören Sie selbst auch elektronische Musik?
Sozialisiert bin ich eher mit Metal, aber mittlerweile habe ich elektronische Musik lieben gelernt und kann fröhlich dazu tanzen. Es sind tolle DJs auf dem Festival, die mit guten Drops arbeiten, und auch die Lightshows gefallen mir.
demütigend
Die Entwürdigung des Glaubens hat keine Grenzen. Er wird trivial. Gezahlt wird bar. Mit Worten lässt sich alles sagen, gedacht wird in anderen Dimensionen.
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