Kai J. aus Berlin fragt:
Ein guter Freund lebt weiter entfernt von mir. Deshalb tauschen wir uns oft über Kurznachrichten aus. Morgens schickt er mir die neuesten Meldungen – meistens schlechte. Ich teile mit ihm die Sorge um das Klima und die Demokratie. Aber die vielen Hiobsbotschaften ziehen mich runter . . .
Stefanie Schardien antwortet:
Da Sie selbst schon die Fährte zu Hiob legen: In dieser biblischen Geschichte verliert der Mann alles: Familie, Besitz, Gesundheit. Eigentlich mehr, als ein Mensch ertragen kann. Seine Freunde wollen ihn trösten. Nach erstem gemeinsamem Schweigen wollen sie mit ihm Ursachen für das Leid finden, Gründe diskutieren. Hiob mag davon nichts hören. Es tut ihm offenbar nicht gut beim Bewältigen des ganzen Elends. Er braucht Zeit, um alles mit sich und Gott auszumachen.
Wenngleich uns zwei Jahrtausende von der Geschichte trennen: Auch heute erleben wir, dass wir je nach persönlicher Konstitution, je nach Lebensphase oder sogar Tagesform unterschiedlich mit den vielen Hiobsbotschaften in der Welt umgehen. Ihrem Freund scheint die direkte und ständige Konfrontation der Sorgen gutzutun. Sie brauchen ab und an Ruhe. Wenn es sich um einen "guten Freund" handelt, dann erzählen Sie ihm, wie sehr Ihnen die schlechten Nachrichten gerade aufs Gemüt schlagen. Und dass Sie sich damit nicht weltfremd wegducken wollen, sondern so Kraft tanken, um sich der Wirklichkeit dann wieder stellen zu können.
Alternativ könnten Sie auch verabreden, dass Sie sich für jede schlechte Meldung mindestens zwei gute schicken. Die zu finden und weiterzuerzählen, ist heute eine nicht zu unterschätzende Aufgabe!