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Die Advents- und Weihnachtszeit ist voll an Erinnerungen. Mit schönen Bildern aus der Vergangenheit, die man liebevoll nachzeichnen kann. Manchmal lasten auch Erinnerungen schwer auf einem, weil man vergangene Verluste hautnah fühlt. Man merkt, was man verloren hat im Lauf der Jahre an selbstverständlicher Zuversicht. Viel Emotionen, die ihren Ort haben.
Wahrer Mensch sein kann nur der, der sein eigenes Wohl und Wehe kennt. Der seinen Gefühlen freundlich Raum gibt und denen der anderen Respekt erweist. Zu dramatisch für eine Kolumne über Essen? Eher nicht. Über das, was man lukullisch zelebriert, lässt sich viel Gutes empfinden oder ganz bewusst neu schaffen. Nicht nur Liebe geht durch den Magen, sondern das ganze Leben.
Ich sehe im Advent meine Mutter vor mir, wie sie köstlichen Stollen bäckt, kiloweise. Wie die zarte Frau mit Massen und Gewichten kämpft und alle Aufgaben bravourös meistert in dem Bewusstsein, nur was richtig Arbeit macht, taugt etwas. Diese Meinung teile ich selber nicht so ganz - aber ich habe von ihr gelernt. Zum Beispiel, dass gemeinsames Essen zusammenhält.
Spargel des armen Mannes
Dass es nicht auf teure Zutaten ankommt, sondern auf gute und die Liebe, mit der Speisen gemacht werden. Ich sehe sie vor mir, wie meine Mutter Schwarzwurzeln schrabbt, den „Spargel des armen Mannes“. Sie trug dabei klugerweise Gummihandschuhe. Die erdigen Wurzeln sondern einen weiß-gelblichen Milchsaft ab, der die Hände verfärbt und verklebt. Zuerst aber werden die Wurzeln gründlich unter fließendem Wasser gewaschen.
Weil die geschälten Stangen an der Luft schnell braun werden, sollte man sie fix in eine Mischung aus Wasser und Essig oder Zitronensaft legen. Alternativ kann man Schwarzwurzeln schälen, nachdem sie 15 Minuten in Essigwasser angekocht wurden. Aber auch das ist kein reines Vergnügen …. Trotzdem lohnt sich die Mühe.
Schwarzwurzeln, deren Saison im Oktober beginnt, gibt es den ganzen Winter über. Bei uns daheim waren sie ein Festessen im Advent und an Weihnachten. In kleine Stücke geschnitten und bissfest gar gekocht, serviert in einer feinen Sahnesauce mit Kartoffeln - das reicht eigentlich schon. Wer mag, kann ein zartes Stück Fleisch dazu essen.
Schwarzwurzeln schmecken auch roh. Dafür reiben oder dünn hobeln. Solch ein Salat harmoniert mit Karotten oder Äpfeln. Ich mag ihn pur, in einer leichten Mayonnaise, die mit gedünsteten Zwiebelchen und ein paar wenigen Kapern gewürzt ist. Wenn man Glück hat, bekommt man auf einem Markt auch Blattstile, Blüten und Knospen. Die ergänzen den rohen Salat aufs Schönste.
Die kalorienarmen Schwarzwurzeln schmecken nach meiner Überzeugung besser als Spargel. Sie sind außerdem wie Bohnen und Erbsen potzgesund. In keinem Gemüse stecken mehr Kalium, Calcium, Eisen, Vitamin E und C und Folsäure. 200 Gramm Schwarzwurzeln decken den Tagesbedarf an Ballaststoffen. Besonders wertvoll: Das Präbiotikum Inulin, das sich positiv auf Fettstoffwechsel und Darmflora auswirkt.
Kürzlich waren wir in einer Brasserie, in der Schwarzwurzelsuppe angeboten wurde - mit weißem Balsamico, etwas Trüffel, Gulaschgewürz und geröstetem Schwarzbrot. Nix „armer Mann“ ... Es hat fein und delikat geschmeckt– fast so gut wie daheim. Gefehlt hat nur meine Mutter. Aber im Himmel gibt es bestimmt auch tolles Essen. Gerade im Advent. Lass´es dir schmecken.
PS:
Und noch mehr zu Weihnachten, gut kochen, vorbereiten usw. könnte ihr nachsehen und hören in der Aufzeichnung unseres chrismon-live Webinars und in dem Interview mit vielen praktischen Tipps, das ich auch zusammen mit Thomas Sampl, gegeben habe.