Vor einem Jahr wurde das Friedensabkommen zwischen der äthiopischen Regierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray unterzeichnet. Im November 2020 hatte der Krieg in Äthiopien begonnen, ausgelöst durch den Machtkampf zwischen der Zentralregierung unter Premierminister Abiy Ahmed und der Volksbefreiungsfront von Tigray, eine der beteiligten Milizen. Diese hatten sich von der Zentralregierung Äthiopiens als Regionalregierung von Tigray im Norden des Landes abgesetzt. Die Regierungstruppen wurden besonders von ethnischen Milizen aus der Nachbarregion Amhara sowie den eritreischen Streitkräften unterstützt.
Seit dem Friedensabkommen haben die Waffen tatsächlich geschwiegen, die Menschen erleben größtenteils mehr Ruhe. Trotzdem sind immer noch rund 52 Orte im Norden von der eritreischen Regierung und ihren Soldaten besetzt, dazu kommen die amharischen Milizen in West- und Südtigray. Schulen, Infrastruktur, Kliniken und Felder sind zerstört. Die Arbeit von 50 Jahren, in denen das Land aufgebaut wurde, sind durch den Bürgerkrieg zunichte gemacht worden.
Atsbaha Gebre-Selassie
Die aus Tigray geflüchteten Menschen sind nach wie vor in öffentlichen Gebäuden, etwa in Schulen, in der Hauptstadt und anderen verhältnismäßig sicheren Städten untergebracht. Man trifft nicht selten Menschen, die ihre ganze Familie im Krieg verloren haben. Viele können auch ein Jahr nach dem Friedensabkommen nicht zurück in ihre Heimat. Nahrungsmittel sind knapp, Krankheiten verbreiten sich, all das führt dazu, dass sich die Situation der Geflüchteten verschlechtert.
Äthiopien braucht dringend Frieden. Das Land sollte wirtschaftlich wachsen und nicht Krieg führen. Dafür müssen die Menschen in den Dialog treten und auch bleiben.