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Irgendwann ging Arnulf Rainer auf, dass das Übermalen die eigentliche Kunst hervorbringt. Gekonnt ausgeführt legt es das Wesen eines Werkes frei, anstatt es zu verdecken. Was nach einem Widerspruch klingt, wurde zum künstlerischen Programm des österreichischen Malers. Ab den 1950er Jahren begann Arnulf Rainer, wie manisch über Bilder zu malen. Mal ging er in wilden Strichen über Selbstporträts, mal schmierte er satte Farben über Fotografien, mal schwärzte er Buchseiten.
Er verursachte Skandale, weil er öffentlich die Werke anderer übermalte, oder wurde von der Staatsanwaltschaft angeklagt, weil er angeblich eigene Bilder durch das Übermalen ruiniert hätte. Er versuche, den Bildern ihr Geheimnis wiederzugeben, sagte Arnulf Rainer über seine spezielle Technik einmal.
An seinem übermalten Jesus-Porträt lässt sich dieser Anspruch gut überprüfen. So oft kreiste der Künstler mit der dunklen Farbe um den Kopf des Heilands – ein schwarzer Abgrund scheint entstanden zu sein, in den der Sterbende versinkt. Er wird und wirkt entrückt. Die dicken Striche über den Lidern kaschieren das Antlitz weniger, als dass sie das Leiden umso klarer hervortreten lassen. Was für ein trostloser Anblick!
Wenn an Karfreitag weltweit Millionen Menschen christlichen Glaubens der Todesstunde Jesu gedenken, dann steht ein Akt der Gewalt und des Leidens im Zentrum. Jesus gibt sein Leben hin, wehrt sich nicht gegen seine Kreuzigung. Sein Tod ist Teil seiner Botschaft. Leid und Hingabe gehören zum Kern des Christentums.
"Mein Gott, warum hast du mich verlassen?", zitiert der gekreuzigte Jesus den berühmten Beginn von Psalm 22. Es ist der Seufzer eines zutiefst Einsamen im Angesicht des Todes. Diesen Augenblick kriegt Arnulf Rainer hier zu fassen. Die dunklen Farbschlieren, die sich wie Haare oder wie Blut über das Antlitz ziehen, unterstreichen Erschöpfung und Passion. Die Übermalung schafft ein neues Bild – ein in diesem Fall ungleich stärkeres als die ikonografische Vorlage darunter, die sich an den fein sortierten Löckchen oberhalb der Stirn noch erahnen lässt.
Immer wieder hat sich der 1929 in Baden bei Wien geborene Künstler mit dem größten Geheimnis des menschlichen Lebens beschäftigt – dem Tod. Mit seiner Übermalung (oder auch mit Überzeichnungen, Verdunkelungen) lüftet Arnulf Rainer das Geheimnis um das Sterben nicht, es ist eher andersherum: Er gibt dem Sterben die Größe zurück, stellt sie geradezu aufdringlich aus. Ein Gedanke drängt sich nach längerem Betrachten unweigerlich auf: Der Blick in dieses dunkle Gesicht ist auch ein Blick in die eigene Zukunft.
So könnte es sein, das Sterben
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Sehr geehrte Damen und Herren!
Der österreichische Maler Arnulf Rainer (*1929) übermalt gerne Bilder, die von anderen Menschen geschaffen wurden, als Kind und auch als Jugendlicher habe ich das auch gerne gemacht.
Ihr Beitrag von Lukas Meyer-Blankenburg in chrismon 04.2023 hat mich wieder dazu gebracht mein eigenes Konterfei zu übermalen und es hat mir wieder sehr viel Spaß bereitet, fast so wie ganz, ganz früher.
Als Künstler bin ich immer auf der Suche nach irgendetwas, ob ich dann auch irgendetwas finde, von dem ich am Anfang gar nicht richtig weiß, wie das Irgendetwas aussehen könnte, das ist für mich das Spannende an der Suche.
Und ob das Gefundene schließlich auch zur Kunst wird, das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
Ihr Klaus P. Jaworek