Die deutschsprachige evangelische Gemeinde in Porto wurde vor über 120 Jahren gegründet. Nach wie vor sind hier Firmen und Gewerbe mit historischer Tradition aus dem deutschsprachigen Raum ansässig - etwa in der Bekleidungs- und Schuhindustrie. In Vila Nova de Gaia, einem Ort im Bezirk Porto am südlichen Ufer des Douro, entstand vor mehr als 20 Jahren ein Begegnungszentrum. Kein typisches altehrwürdiges Kirchengebäude, sondern ein offener Ort, der Menschen zusammenbringt und ein Stück Zuhause fernab der Heimat bietet. Einige werden für eine begrenzte Zeit von ihren Firmen nach Portugal geschickt und bleiben nur ein paar Jahre. Andere für immer, oft weil sie im Studium oder bei der Arbeit ihre Liebe kennengelernt haben.
Schwierige wirtschaftliche Lage
Das kleine Land steckt nach wie vor in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage fest. Mit Unterstützung durch die EU wurde vieles hier erneuert, nach außen hin sieht es schön aus. Aber vielen Menschen geht es finanziell nicht gut.
Trotzdem erlebe ich so viel Hilfsbereitschaft! Der lokale Verein Porto Solidário unterstützt mit Lebensmitteln, Kleidung und sozialer Begleitung. In letzter Zeit wurden auch Menschen aus der Ukraine unterstützt. Der Blick auf menschliche Not geht über Portugal hinaus, in Länder, die teilweise immer noch durch die Kolonialgeschichte mit Portugal verbunden sind.
Angelika Richter
In São Paulo unterstützt unsere Gemeinde das Sozialprojekt Reconciliação, das Hilfe in der Erziehung von Kindern aus finanziell schwächer gestellten Familien bietet. Wir pflegen auch zu einem Projekt in São Tomé und Príncipe, einer ehemaligen portugiesischen Kolonie vor der westafrikanischen Küste, eine enge Beziehung. Hilfe ist auch hier konkret - für Menschen ohne Wohnsitz, ohne Einkommen, und Menschen, die drogenabhängig sind.
Die Gemeinde würde ihr Rückgrat verlieren, wenn es keine Ehrenamtlichen mehr gäbe. Sie veranstalten monatliche Kochaktionen, gestalten Gottesdienste für Familien, kümmern sich um den Garten, um den Internetblog und besuchen kranke und alte Menschen. Es finden sich immer Personen, die sich einbringen - auch in die teils heftigen Debatten über neue Ideen. Teilweise reisen die Menschen 60 oder mehr Kilometer zum Gottesdienst an. Auch das ist ein großes Engagement. Da wir eine Diaspora-Gemeinde sind, ist es umso wichtiger, dass man einander hilft.