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Der Autor und Journalist Udo Stiehl hat vor einigen Jahren das Internetprojekt "Floskelwolke" ins Leben gerufen. Gemeinsam mit einem Kollegen sammelt er Begriffe in deutschsprachigen Medien, die häufig falsch verwendet werden. Jedes Jahr küren er und sein Team die Floskel des Jahres. 2021: "Eigenverantwortung".
Udo Stiehl
"Das Problem ist nicht das Wort selbst, sondern die Verwendung und die Zweckentfremdung", sagt Stiehl in der neuen Folge der Sprachstunde. "Es ist ein legitimer Begriff mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung, aber man kann das Ding auch aushöhlen oder falsch verwenden." Gerade im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen sei die Eigenverantwortung oft in einem unklaren Kontext verwendet worden.
"Gemeint ist eigentlich die soziale Verantwortung: Wenn man sich schützt, schützt man nicht nur sich selbst, sondern auch andere." Aber auch Gegner der Corona-Maßnahmen hätten den Begriff gekapert, indem sie behaupten, sie bräuchten keine Impfung und keine Masken, weil sie das Risiko einer Erkrankung selbst - also eigenverantwortlich - regeln könnten. Dadurch sei das Wort verzerrt worden, sagt Stiehl im Podcast. "Es ist ein Begriff, der verwendet werden kann, um die Verantwortung hin- und herzuschieben", meint Stiehl.
Wie die Pandemie unsere Sprache insgesamt verändert hat, was Eigenverantwortung mit Sturmwarnungen zu tun hat und ob "Gute-Kita-Gesetz" eine gute oder schlechte Floskel ist, diskutieren chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott und Udo Stiehl in der Sprachstunde. Am besten gleich reinhören, aber nur auf eigene Verantwortung!
Diese Folge erschien erstmals am 2. März 2022.