"My body – my choice", sagt ein Mann aus unserer Gemeinde: "Mein Körper – meine Wahl." Der Kirchenvorstand hatte im Gemeindebrief einen Aufruf zur Impfung gegen Covid-19 veröffentlicht, und wir kamen im Flur ins Diskutieren. Der Mann argumentierte, das Recht auf körperliche Selbstbestimmung erlaube ihm, die Impfung abzulehnen. Aber was ist mit dem Schutz der anderen? Die Emotionen gingen jedoch nicht besonders hoch. Der Alltag hat uns wieder, endlich, nach den langen, dunklen Monaten des strengen Lockdowns mit Ausgangssperre.
Yay, Wir haben es geschafft!
Als Insel im Pazifik ist Australien von einer natürlichen Grenze umgeben und fast nur per Flugzeug erreichbar. Wie in Neuseeland haben deshalb harte Lockdowns auch die Chance, das Virus vollständig zu eliminieren. Dazu kommt eine drastische Isolation nach außen. Die Bevölkerung hat mitgezogen – zähneknirschend, aber wir haben es geschafft: Yay! Auch wenn noch längst nicht alle geimpft sind, gehen wir weitgehend maskenfrei zur Arbeit, in die Schule oder in den Pub.
Pastor Christoph Dielmann
Die Freiheit verursacht aber moralische und menschliche Kosten. Nur mit Sondergenehmigung kommt man aus dem Land heraus. Und von außen schafft man es kaum wieder rein. Der Flugverkehr lahmt, und 14 Tage Hotelquarantäne auf eigene Kosten sind Pflicht. Für Ausländer sind die Grenzen ganz dicht. Tourismus? Erst ab nächstem Jahr. Von Flüchtlingen, die irgendwo da draußen auf Einreise in dieses sichere Land warten, ganz zu schweigen. Die Armen sind ganz raus.
Die Welt ist weit weg
Manchmal hat man vor lauter Normalität den Eindruck, dass sich kaum jemand Gedanken macht, wie es den Menschen auf der anderen Seite der harten Grenze geht. Andererseits: Als Italien eine Menge Impfstoff zurückhielt, der für Australien bestimmt war, da ging kein Aufschrei durchs Land. Beim Gespräch an der Supermarktkasse haben die Leute gesagt: "Die haben die Impfung nötiger als wir."