Ein schwarzer Bildschirm, sekundenlang. Auf dem Höhepunkt eines Spannungsbogens alles weg. Das gibt’s doch nicht! Andere Programme laufen einwandfrei, nur die Deutsche Welle ist tot. So ging es mir vor ein paar Jahren in Vietnam. In einem Land, in dem die Presse nicht frei ist. Ich schaute eine Dokumentation über Deutschland, über die Wendezeit, als die DDR unterging.
Ich hatte mir Zensur anders vorgestellt: Zum Beispiel dass auf Redaktionen so sehr Druck ausgeübt wird, dass Redakteur:innen ihre Berichte gar nicht erst kritisch anlegen. Nicht einfach als schwarzen Bildschirm mitten im Beitrag. So was Plumpes. Irgendwann liefen Bild und Ton weiter, als ob nichts gewesen wäre. Ich fand den Beitrag über die deutsche Webadresse in der Mediathek der Deutschen Welle. Keine Selbstverständlichkeit, denn Facebook war zu jener Zeit in Vietnam nur über einen Umweg zu erreichen. So konnte ich schließlich sehen, was mir verwehrt geblieben war: den Abriss eines Lenin-Denkmals.
Immer wieder neu verteidigen
Die Bilder symbolisierten den Untergang der DDR, und der Sprecher dehnte die Analyse auf den gesamten Ostblock und seine Bruderländer aus − auch von Vietnam war die Rede. Die Analyse längst vergangener Ereignisse, die am Stolz eines Regimes kratzten, reichte, um zensiert zu werden.
Als Reporterin musste ich Protagonist:innen schon viel über die Arbeit von Journalisten erklären und habe erfahren, dass die Pressefreiheit auch im freiheitlichen Deutschland nicht selbstverständlich wertgeschätzt wird. Dabei ist sie eine Grundlage unserer Demokratie. Ich möchte, dass jeder Mensch darüber Bescheid weiß. Dafür setze ich mich jeden Tag aufs Neue ein.