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In seiner neuen Enzyklika „fratelli tutti“ fordert Papst Franziskus ein gerechteres Wirtschaftssystem und sagt, dass der Markt die wirklichen Probleme unserer Zeit nicht lösen könne.
Es ist eine unbequeme Botschaft, die sich an der Bergpredigt Jesu orientiert und die nicht allen frommen Katholiken gefallen wird.
Zur aktuellen Corona-Krise schreibt er: „Wir haben gesehen, was mit den älteren Menschen an einigen Orten der Welt aufgrund des Coronavirus geschehen ist. Sie sollten nicht auf diese Weise sterben.“
Corona als Weckruf
Für den Papst ist die Pandemie ein Weckruf, „unsere Lebensstile, unsere Beziehungen, die Organisation unserer Gesellschaft und vor allem den Sinn unserer Existenz zu überdenken“. Es gäbe jetzt wieder ein Bewusstsein „für eine weltweite Gemeinschaft in einem Boot“. Die Pandemie habe uns gezwungen, wieder „an alle zu denken anstatt nur an den Nutzen einiger“.
Seine neue Botschaft stellte der Papst am Ort des Heiligen Franziskus, in Assisi, vor, weil dieser ein Mann des Friedens, der Liebe und der Geschwisterlichkeit gewesen sei. Für den Papst sind deshalb Flüchtlinge „unsere Geschwister“. Neben der „Geschwisterlichkeit aller Menschen aller Religionen“ ist Barmherzigkeit eines der Schlüsselworte dieses Papstes. Nur die Friedfertigen können Friedensstifter sein, betont er und kritisiert Donald Trumps Nationalismus – ohne ihn beim Namen zu nennen. Die Enzyklika beklagt die „verbotenen, übertriebenen, wütenden und aggressiven Nationalismen“ und er kritisiert populistische Tendenzen.
Entschuldigung bei Homosexuellen
Franziskus bittet aber auch selbstkritisch Homosexuelle und andere von der Kirche seit Jahrhunderten ausgegrenzte und verfolgte Gruppen um Entschuldigung. Wörtlich: „Wir müssen um Entschuldigung bitten“.
Geradezu sensationell ist die mehrfache Berufung von Franziskus auf eine muslimische Autorität. Er macht den Großiman der Al-Aksha-Universität von Kairo, Scheich Ahmad al-Tayyed, zu seinem Kronzeugen für den Religionsfrieden. Im Februar 2019 hatte Franziskus zusammen mit dem Scheich in der Erklärung von Abu Dhabi geschrieben: „Gottes Liebe ist für jeden Menschen gleich, unabhängig von seiner Religion“. So etwas gab es noch nie in der Kirchengeschichte.
Seit dieser Erklärung ist der Papst im Vatikan der meistgehasste Mann unter den Erzkonservativen. Der Vatikan-Kenner und Bestseller-Autor Andreas Englisch („Der Pakt gegen den Papst“) spricht davon, dass seine Feinde im Vatikan ihn stürzen wollen. Sie unterstellten ihm, mit seiner Toleranz und Weltoffenheit nicht mehr katholisch zu sein. Viele dieser Franziskus-Feinde berufen sich dabei auf seinen Vorgänger, den deutschen Papst Benedikt XVI